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Ein Leben in einem Jahr: Stefanie war zehn Monate in Arizona in Amerika


Das ganze Jahr über Sommer: Die Sonne und die Wärme war eines der Dinge, die Stefanie Maier (16) aus Laberweinting in ihrer Zeit in Arizona sehr genoss.

Das ganze Jahr über Sommer: Die Sonne und die Wärme war eines der Dinge, die Stefanie Maier (16) aus Laberweinting in ihrer Zeit in Arizona sehr genoss.

Von Redaktion idowa

Vor 22 Monaten habe ich mich für ein Austauschjahr in die USA angemeldet. Vor 21 Monaten war ich offiziell dabei. Vor 20 Monaten bekam ich die Nachricht, dass ich eine Gastfamilie habe. Vor 14 Monaten hatte ich mein Flugticket. Und vor zehn Monaten verließ ich Deutschland mit einem lächelnden, tränenüberströmten Gesicht, voller Hoffnung, Aufregung und Freude - bereit für das Leben. In dem Moment, als das Flugzeug abhob und ich mir den letzten Blick über Deutschland einprägte, wusste ich, dass es nie wieder so sein wird, wie es war. Dass ich nie wieder so sein werde, wie ich war. Dass sich alles verändern wird.

In der Wüstenhitze von 40 Grad zu leben, war am Anfang nicht einfach, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt. Ich erinnere mich an den ersten Tag, als ich überall Kakteen gesehen habe. Sie sind für Arizona genau so normal wie für uns Buchen und Birken. Für mich aus Deutschland war immer Sommer - egal ob 40 Grad im Sommer, 30 Grad im Herbst oder 20 Grad im Winter. Zu Beginn meines Austauschjahres war Monsunzeit, also die einzige Zeit in Arizona, in der es regnet. Ich habe noch nie so viel Regen auf einmal gesehen. Die Menschen in Arizona sind nicht an Regen gewöhnt. Deswegen machten alle ein großes Drama darum. Sogar die Schulen waren geschlossen.

Als Einzelkind eine gute Gastschwester?

Meine Gastfamilie ist siebenköpfig, mit mir achtköpfig. Da ich eigentlich ein Einzelkind bin, hatte ich mir Sorgen gemacht, ob ich eine gute Gastschwester sein werde. Doch meine Gastfamilie nahm mich auf wie ein Familienmitglied. Alle Sorgen waren unbegründet. An der Sahuarita-Highschool belegte ich die Junior-Kurse, also die elfte Klasse. Darunter waren Fotografie, Kriminalistik, Chor, Mathe, Weights, U.S. History und Englisch. Obwohl ich jeden Tag den gleichen Stundenplan hatte, wurde es nie langweilig. Das lag hauptsächlich an den Lehrern. Jede amerikanische Schule hat ihr eigenes Maskottchen und Schulfarben. Unser Maskottchen war der Mustang und unsere Schulfarben Gold und Blau. Hier an den amerikanischen Schulen halten alle super zusammen. Das nennt man auch den "School Spirit". Während man in Deutschland kaum Schüler dazu bringt, zu Schulveranstaltungen zu gehen und die Schule zu unterstützen, ist das hier selbstverständlich. Die ganze Schule versammelt sich zu den Football-, Basketball- oder auch Baseball-Spielen. Vor wichtigen Spielen oder Wettbewerben schmeißt die Schule "Pep Assemblies", eine Art Parade oder Versammlung. Dort feuert die gesamte Schule das jeweilige Team an.

Ich habe es geliebt, mit den gelben Schulbussen in die Schule zu fahren. In der Schule war ich im Chor, mit dem wir einige Konzerte hatten. Ich durfte auch einige Solos singen. Unter anderem wurden wir auch zum State-Choir-Wettbewerb zugelassen.

Im Frühling, war ich in der Leichtathletik-Mannschaft. Außerdem nahm ich - wie auch in Deutschland - Klavierunterricht und hatte die Ehre, auf einem Konzert der University of Arizona zu spielen. Ich nahm an einem nationalen Klavier-Wettbewerb teil.

Einziges Heimweh an den Feiertagen

Die wichtigsten Feiertage in Amerika sind Halloween, Thanksgiving und Weihnachten. In Deutschland sieht man an Halloween Kinder an Haustüren klingeln und nach Süßem oder Saurem fragen. In Amerika kommen Massen von Menschen zusammen. Die Straßen sind voll und an den Haustüren stehen die Leute Schlange. Außerdem hängen gruselige Dekorationen an den Häusern.

Auf Thanksgiving habe mich am meisten gefreut. Wir standen am Morgen auf und fingen an zu kochen. Jeder half ein wenig und am Ende hatten wir jede Menge zu Essen. Wir hatten Familie und Freunde zu Besuch. Es war ein richtig schöner Tag. Weihnachten war für mich schwierig. Es war das einzige Mal in zehn Monaten, dass ich Heimweh hatte. Es wurde erst besser, als mich meine Eltern am ersten Weihnachtsfeiertag anriefen und ich ihnen 30 Minuten lang ins Telefon heulte.

Lust auf deutsches Essen und das eigene Bett

Jetzt am Ende ist es unfassbar, wie schnell zehn Monate vergangen sind. Jetzt, wieder zu Hause, fühle ich mich wie eine Diebin, die vorhat, eine ganze Metzgerei, Bäckerei und Supermarkt auszurauben. So sehr sehne ich mich nach dem deutschen Essen. Und ich freue mich riesig auf mein Bett.

Ein Austausch ist nicht ein Jahr in einem Leben, sondern ein Leben in einem Jahr. Ich werde nach Hause zurückkehren und trotzdem werde ich nie wieder ganz zu Hause sein. Ich möchte meinen Eltern, meinen Freunden, meinen Lehrern und meiner Austauschorganisation "MAP und CCI Greenheart" für ihre Unterstützung und ihren Glauben an mich danken - und für den ganzen Schokoladen- und Süßigkeiten-Nachschub.

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Stefanie (hinten, dritte von links) fühlte sich in ihrer Gastfamilie sofort willkommen. Als Einzelkind waren fünf Geschwister eine neue Erfahrung. Sie war über die Organisation "MAP und CCI Greenheart" in Arizona.

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Stefanie liebte ihren Weg zur Schule. Jeden Tag fuhr sie mit den berühmten gelben Schulbussen.