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Geduld siegt
22. März 2010, 18:43 Uhr aktualisiert am 22. März 2010, 18:43 Uhr
Glaubt man den Statistikern, dauert es in der Regel zehn Jahre, bis man "über Nacht" Erfolg hat. Bei Martin Steer (24) hat es nicht ganz zehn Jahre gedauert, bis er mit einer seiner beiden Bands erfolgreich genug geworden ist, um von seiner Musik leben zu können. Der Weg dorthin war allerdings alles andere als leicht. Viele Konzerte hat es gedauert, viele Feature-Songs mussten erscheinen und wahrscheinlich gibt es Nächte, in denen er das Wort "Myspace" nicht mehr hören kann.
"Inzwischen glaube ich aber, kann man sagen, dass ich fast von der Musik leben kann", sagt er.
Martin Steer sitzt in einem Café mit einem Cappuccino in den Händen und sieht, während er diesen Satz sagt, ein wenig so aus, als müsste er sich immer noch selbst daran gewöhnen. Der junge Musiker aus der Nähe von Landshut macht seit seinem 15. Lebensjahr Musik - und das in zwei auf den ersten Blick vollkommen unterschiedlichen Richtungen. Zum einen ist da die Band "Pandora's Box", eine fünfköpfige Band, die ambitionierte Rock-Musik in der Richtung von "Radiohead", "Muse" und anderen anspruchsvollen Alternative-Bands macht. Das zweite - erfolgreichere - Projekt nennt sich "Frittenbude" und besteht aus drei Musikern, die einen Mix aus elektronischen Beats, Gitarren und Rap bietet, der entfernt an Bands wie "Deichkind" oder die Mediengruppe "Telekommander" erinnert.
Also nicht gerade die besten Voraussetzungen, um in einer Musikwelt Erfolg zu haben, in der Castingshows und radiotauglicher Pop als beste Hitgaranten gelten. "Dort hat man halt, wenn überhaupt, kurzfristig Erfolg und wird genauso schnell wieder vergessen, wie man bekannt wurde", ist Martin Steers klare Meinung zum Mainstream. Seine Mitmusiker und er entschieden sich stattdessen für den harten Weg.
Hartnäckigkeit und eine Prise Glück
"Frittenbude" begann den Weg nach oben mit kleinen Konzerten, es folgte eine "Oxntour" durch die Landjugendfeste Deutschlands. Bei "Pandora's Box" feilen die Musiker gerne lange an ihren Stücken und planen ihre Auftritte genau. Der Rest ist Hartnäckigkeit und eine Prise Glück. Man spielt, lädt andere Künstler zum Spielen ein, und knüpft Kontakte. Das ist inzwischen - Internet und Plattformen wie Myspace und Youtube sei Dank - relativ einfach geworden. Dazu kommt, dass Martin Steer selbst als Praktikant bei dem Majorlabel "Sony" gearbeitet hat. "Man glaubt es kaum, aber das hilft ungemein", sagt er. So sind ihm die Abläufe im Musikgeschäft klar geworden und der ganze Marketingaufwand, um ein Album bekannt zu machen.
Gleich zwei neue Alben
"Bei Frittenbude haben wir außerdem ein Superlabel, das uns unterstützt", erzählt Martin. "Audiolith" aus Hamburg ist ein klassisches Independent-Label, bei dem noch jeder jeden kennt. "Es mag wie ein Klischee klingen, aber als Musiker auf einem Independent-Label zu landen, ist das Beste, was einem passieren kann." "Pandora's Box" hat noch keinen Vertrag - die fünf Jungs sind aber gerade dabei, das zu ändern. Notfalls auch dadurch, dass sie vielleicht selbst ein Label gründen.
Dass sich der lange Weg jenseits von Castingshows und Durchschnitts-Pop schlussendlich doch gelohnt hat, zeigen die nächsten Veröffentlichungen von "Frittenbude" und "Pandora's Box". Beide Bands legen noch in diesem Jahr ihre nächsten Alben vor. Ende Mai kommt das neue Frittenalbum heraus. Im Anschluss gehen Martin Steer und seine Bandkollegen auf eine Festival-Tour, die unter anderem das Southside-Festival und das Festival in Passau einschließt. "Außerdem haben wir gerade das neue Album von "Pandora's Box" fertig gestellt", erzählt der Musiker. Wann das Album genau herauskommt, kann er noch nicht sagen - nur, dass im Herbst eine kleine Tour geplant ist. Außerdem wird dieses Album im Gegensatz zum Vorgänger "Barriers" nicht kostenlos sein. "Das war eine Super-Promo-Aktion für uns und wir würden es auch jederzeit wieder machen", erzählt er. "Noch einmal so etwas zu tun, können wir uns aber beim besten Willen nicht leisten." Vor allem, da beim "Pandora's Box" Album Nummer zwei ein professionelles Studio mit an Bord war.
"Meine Freunde sind super"
Freizeit bleibt bei so einem anstrengenden Zeitplan nur wenig. "Ich bin saufroh, dass ich einen Super-Freundeskreis habe, der mich immer wieder auffängt und unterstützt", sagt Martin. Oft sieht man sich für Wochen nicht. "Zum Glück gibt es Internet und Telefon." Und dann ist da noch das dritte Projekt, das Martin Steer vor kurzem in Angriff genommen hat. Als "Midomôm" entwirft er "dezente Elektro-Sounds", die er live vor Publikum spielt - allein, wohlgemerkt. Auch hier folgt er seiner Devise, "nichts übertreiben und immer auf dem Boden bleiben". Geduld und Hartnäckigkeit hat er ja - wie man bei "Frittenbude" und "Pandora's Box" sehen kann.