Idee, Dreh, Schnitt

In zehn Schritten einen eigenen Kurzfilm drehen

Durch Netflix, YouTube und Reels sind Filme allgegenwärtig. Nur durchs Anschauen ist es aber schwer zu erschließen, wie Filme entstehen. Wo fange ich an? Wie lange brauche ich? Was ist für einen gelungenen Film wichtig?


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Es braucht keine teure Videokamera, fürs Filmen reicht ein Smartphone.

Von Carolin Wittmann

1. Inspiration sammeln

Du weißt, dass du einen Film drehen möchtest – aber welchen? Falls du noch keine eigene Idee hast oder dafür noch etwas Inspiration brauchst, gibt es einen guten Grund, sich vor den Fernseher zu setzen: Klassiker wie „Die Verurteilten“, „Forrest Gump“, „Grand Budapest Hotel“ oder auch „Crazy Stupid Love“ sind erfolgreiche, originelle Inspirationsquellen. Auch die kostenfreie Arte-Mediathek ist eine gute Wahl. Trau dich also, etwas Neues anzusehen!

2. Genres als Leitfaden

Falls noch immer keine Idee kam, kannst du dich auch entscheiden, einfach einen Genrefilm zu drehen. So kannst du das Genre als Leitfaden für den kreativen Prozess verwenden. Genres wie Horror, Komödie oder Liebesdrama haben oft visuelle und erzählerische Merkmale, die eine gute kreative, stimmige Basis darstellen. Doch wo findet man diese Infos?

3. Das Internet als Lehrer

Auf film-fokus.de gibt es eine großartige Liste mit Erklärungen von Filmgenres. Websites wie filmpuls.info und filmschreiben.de liefern weitere erklärende Artikel und Leitfäden, welche die ein oder andere Denkblockade lösen können.

4. Tutorials auf YouTube

YouTube-Kanäle wie @filmriot oder @IndieFilmHustle geben einen guten Einblick in den Denkprozess hinter erfolgreichen Filmen. So siehst du den kreativen Prozess und die Gründe einzelner Stilelemente wie des Blickwinkels (auch Shot oder Einstellung genannt) oder des Farbschemas. Außerdem findest du viele Tricks zu der anschließenden Bearbeitung des Filmmaterials.

5. Fake it till you make it!

Um zu lernen, was gut funktioniert, kannst du auch Szenen oder Shots berühmter Filme nachstellen. So entwickelst du einen filmischen Blick und lernst viel über Licht sowie die technischen Eigenschaften der eigenen Kamera. Die einzelnen Einstellungen werden zu einer Liste zusammengetragen, die sich Storyboard nennt.

6. Qualität über Quantität

Ein Film muss nicht besonders lang sein oder viele Schauspieler enthalten, um gut zu sein. Es ist besser, einen kurzen Film mit nur wenigen Schauspielern zu machen und jede Dialogzeile sowie Handlung gut durchdacht zu haben.

7. Freunde und Familie

Nach dem Drehbuch und Storyboard geht es nun an die Vorbereitung des Drehs. Frage einfach deine Freunde, ob sie mitmachen möchten, einen Filmdreh stemmt man schlecht allein. Außerdem ist es nur die halbe Freude! Und wenn die Eltern noch mit Verpflegung unterstützen können, steht einem erfolgreichen Drehtag nichts mehr im Weg.

8. Vorbereitung ist die halbe Miete

Versuche, das meiste ein bis zwei Wochen vor dem Tag, an dem du den Film drehen möchtest, zu organisieren. So hast du noch genug Puffer, um etwaige Probleme zu lösen, und alles nochmal gründlich im Kopf durchzugehen.

9. Drehen, drehen, drehen ...

Mit nur einem Film ist es leider nicht getan – auch hier macht Übung den Meister. Sei nicht enttäuscht, wenn nicht alles funktioniert, wie du es dir vorgestellt hast. Nicht einmal bei den Profis läuft alles glatt! Meist ist eines wichtig, um immer mehr und irgendwann auch wirklich gute Filme zu machen: ...

10. Letzte Zutat: Spaß!

... Spaß daran zu haben! Nur wenn dir das Planen und Filmen Spaß macht, wirst du dranbleiben und motiviert sein, an dir und deinen Werken zu arbeiten. Sei also weniger perfektionistisch, dafür leidenschaftlicher, hab eine gute Zeit und bleib neugierig!

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Nach dem Filmen muss dein Projekt in der Postproduktion geschnitten und bearbeitet werden.

Wenn der Film gedreht ist, ...

... geht es ab in die Postproduktion! Hier suchst du dir die beste Aufnahme einer gefilmten Szene aus, auch „Take“ genannt. Das machst du Szene für Szene, reihst diese aneinander und entscheidest, wann genau die nächste Szene beginnt.

Den Übergang von einer Szene in eine andere kannst du noch künstlerisch verändern, hier haben die Schnittprogramme eine große Auswahl. Wenn du auf einem Windows-Laptop schneidest, eignet sich der kostenlose „Filmora Video Editor“ gut, zu dem es unter dem gleichnamigen YouTube-Kanal viele Tipps und Tricks gibt. Auf Apple-Geräten gibt es die App „iMovie“, mit der du ebenfalls einfach und schnell eine erste Version deines Filmes schneiden kannst. Auf dem Handy geht das zwar auch, jedoch ist es auf einem Laptop oder Tablet einfacher, weil man eine bessere Übersicht hat.

So siehst du auch besser, wie sich das Korrigieren von Farben, das „Colourgrading“, auf das Bild auswirkt. Dabei solltest du die Farben aller Clips ähnlich verändern. Sonst sticht einer eventuell ungewollt hervor.

Außerdem solltest du, am besten mit Kopfhörern, jede Szene nochmals durchhören, ob sich nicht ein ungewolltes Geräusch oder lautes Rauschen eingeschlichen hat. Bei Ersterem kann man oft wenig tun, außer zu hoffen, dass es das Schnittprogramm anhand der intelligenten Erkennung entfernen oder leiser stellen kann.

Rauschen kannst du oft in den Programmen selbst noch gut entfernen. Es klappt auch gut mit der Anwendung „Audials“. Wenn du zufrieden mit Schnitt, Aussehen und Ton deines Films bist: Gratulation! Und auf zum nächsten Projekt. Carolin Wittmann

Zur Autorin: Unsere Freischreiben-Autorin Carolin Wittmann ist selbst Regisseurin und arbeitet an mehreren Filmprojekten. Im Juni hat sie ihr Werk „Das Schwellenland“ in Straubing präsentiert. Beim Israel-Offman-Toleranz-Filmpreis ist sie Teil der Jury.