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(k)ein Ponyhof? - Anna Schwarz über das Studentenleben
18. Oktober 2019, 10:54 Uhr aktualisiert am 18. Oktober 2019, 10:54 Uhr
Für viele hat diese Woche das Studium begonnen und damit das Chaos zwischen
Hörsaal und Schreibtisch. Anna Schwarz (26) aus Straubing hat ihr Studium
an der Uni Regensburg fast beendet. Sie verrät, wie man sich am Anfang zurechtfindet.
Rückblick: Das Abi hab ich nun endlich in der Tasche, doch was soll ich studieren? Auf keinen Fall Gesellschaftswissenschaften, schließlich möchte ich ja kein Taxifahrer werden. Von den Naturwissenschaften lasse ich auch besser die Finger, sonst wird mir schnell der "Öko-Stempel" aufgedrückt. Außerdem ist ein Studiengang mit etwas Technischem auch ein No-Go, es sei denn, ich möchte die nächsten Jahre als Nerd betitelt werden. Und um eines klarzustellen: Jura und Wirtschaft sind nur etwas für Spießer. Egal, wie ich's mache - also egal, was ich studiere - ich studiere das Falsche. So klingt es zumindest, wenn man mit anderen darüber redet. Die Wahl des Studienfachs ist wohl eine der größten Herausforderungen, da viele Vorurteile die Entscheidung beeinflussen können. Aber eigentlich sollte ich mir keine Sorgen machen, denn laut besagter Vorurteile sei das Leben als Student eh ein Ponyhof.
Mittlerweile bin ich im sechsten Semester und habe vor Kurzem meine Bachelorarbeit in Politikwissenschaft abgegeben. Ich kann mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf meine Studienzeit zurückblicken. Auch Studenten der Politikwissenschaft haben mit Vorurteilen zu kämpfen: "Anna, du kennst dich doch bestimmt super mit allen politischen Themen aus. Außerdem engagierst du dich doch bestimmt in einer Partei. Und wo ist eigentlich deine Zeitung?" Zur Aufklärung: Nein, ich kenne mich natürlich nicht mit allen Themen aus. Parteimitglied bin ich ebenfalls nicht und ich habe nicht immer eine Zeitung parat. Aber ich habe Erfahrung mit dem studentischen Wahnsinn. Und die möchte ich gerne weitergeben!
Das Problem mit der Technik
"Bitte meldet euch heute Abend noch für die Kurse an, sonst könnt ihr später an der Klausur nicht teilnehmen. Ach und vergesst bitte nicht, euch im System zweimal anzumelden, denn für die volle Anzahl an Leistungspunkten müsst ihr euch für Übung und Vorlesung separat anmelden", sagt der Professor. So begann die erste Veranstaltung, an der ich teilnahm. Wo soll man sich nochmal anmelden? Welche Übung? Vor meinem inneren Auge: ein riesengroßes Fragezeichen.
In der Hoffnung, schlauer zu werden, fragte ich eine Mitstudentin, was denn der Professor meinte. Problem: Sie war auch ein "Ersti" (Student im ersten Semester) und hatte ebenfalls keine Ahnung. Als ich dann nach meinem ersten Studientag endlich zu Hause ankam, durfte ich mich noch mehrere Stunden mit dem "tollen" Computersystem auseinandersetzen. Am Folgetag habe ich dann erfahren, dass es eine Veranstaltung für Erstsemester gegeben hätte, in der alles in aller Ruhe erklärt wurde. Klar, dass ich davon wieder keine Ahnung hatte ...
Gegen Leere im Geldbeutel
Nächstes Problem: die Planung meiner Arbeitszeiten. Obwohl ich nicht umziehen musste, wollte ich trotzdem weiterhin Geld verdienen. Auch wenn das Pendeln mit dem Zug billiger ist als das Fahren mit dem Auto, ist es monatlich doch eine gute Summe. Außerdem wollte ich auch niemandem auf der Tasche liegen. Dazu kommt, dass man für manche Veranstaltungen Literatur kaufen muss, ich gerne Zeit mit Freunden verbringe und mir hin und wieder etwas Schönes leisten möchte.
Glücklicherweise hatte mein Chef Verständnis für meine Lage und ist mir auch bei den Arbeitszeiten immer entgegengekommen. Ich wollte auf keinen Fall den Aushilfsjob in der Rechtsanwaltskanzlei aufgeben, da er mir viel Spaß gemacht hat. Zu Beginn des dritten Semesters musste ich es dann doch, da ich in verschiedenen Seminaren Anwesenheitspflicht hatte und diese nicht umgehen konnte.
Wer hat an der Uhr gedreht?
Die Studienzeit verging wie im Flug: Sobald ein Semester das Ende fand und man seine Hausarbeiten geschrieben hatte, ging auch schon wieder das nächste los. Wieder Referate vorbereiten, in der Gruppe arbeiten und für Klausuren lernen. Dazwischen habe ich - auch wenn nicht immer erfolgreich - versucht, die Vorzüge des Studentenlebens zu genießen. Wenn es besonders stressig wurde und die Frist zur Abgabe einer Arbeit fast ablief, dachte ich mir oft: Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?
Auch mal sorgenfrei genießen
Das Lied "Hakuna Matata" aus dem Zeichentrickfilm "Der König der Löwen" beginnt mit den Worten: "Es heißt, die Sorgen bleiben dir immer fern." Auch wenn das im Studentenleben eher selten der Fall ist, so gibt es doch sorgenfreie Augenblicke. Sobald man das Organisatorische einigermaßen unter einen Hut gebracht hat, findet sich Zeit zum Entspannen. Das diesjährige Campusfest war ein solcher Augenblick: verschiedene Bühnen, unterschiedliche Musik, viele Essens- und Getränkestände, Ballons und lachende Studenten. Meine Freunde und ich tanzten stundenlang all unsere Sorgen weg. Solltest du dich also fürs Studieren entscheiden, vergiss nicht, auch mal das Leben am Campus zu genießen. Vor allem die besonderen Momente, die man mit Freunden verbringt, sind unvergesslich.
Ein paar Worte zur Beruhigung
Wie du sehen kannst, gibt es viele Schwierigkeiten, die einen Studenten erwarten. Das Studentenleben ist definitiv kein Ponyhof! Aber das ist auch gut so. Es wäre langweilig, wenn man jeden Tag nur faulenzen könnte. Herausforderungen machen das Studentenleben spannend. Meine Empfehlung: eine gesunde Mischung aus Faulenzen und Arbeiten.