Beruf: Augenoptiker

Modeberater mit geschickten Fingern


Franziska Dörfler findet, eine Brille kann auf jeden Fall den Typ verändern. Die 19-Jährige macht eine Ausbildung zur Augenoptikerin. (Fotos: Pfeffer)

Franziska Dörfler findet, eine Brille kann auf jeden Fall den Typ verändern. Die 19-Jährige macht eine Ausbildung zur Augenoptikerin. (Fotos: Pfeffer)

Von Tanja Pfeffer

Neben den großen braunen Augen und dem sympathischen Lächeln fällt an Franziska Dörfler vor allem eines auf: Sie trägt keine Brille. Das erklärt die angehende Optikerin schmunzelnd: "Man muss keine Sehschwäche haben, um Optikerin zu werden. Manche setzen zwar als Accessoire eine Brille auf, aber das ist kein Muss." Die 19-Jährige aus Straßkirchen ist im dritten Jahr ihrer Ausbildung zur Augenoptikerin bei Optik Dykiert in Bogen. Welche Voraussetzungen man dafür dringend braucht und was ihr an ihrem Beruf besonders Spaß macht, erzählt sie im Gespräch mit Freistunde.

Vor drei Jahren hat Franziska ihren Realschulabschluss gemacht. Von vornherein kamen für sie nur zwei Berufe in Frage: Augenoptikerin oder Hörgeräteakustikerin. Beides sehr abwechslungsreiche Berufe. "Ich wollte nie nur am Computer sitzen. Bei diesen Berufen bin ich überall: beim Kunden, in der Werkstatt, am Computer, am Telefon." Nach einer Woche Probearbeiten ist Franziskas Entscheidung aber schnell gefallen: Sie wollte Augenoptikerin werden. "Neben guten Noten in Mathe und Physik muss man auch handwerklich begabt sein. Schließlich hat man viele kleine Teile in der Hand, muss löten und schleifen. Genauso wichtig ist aber auch, dass man offen ist und ohne Angst auf Kunden zugehen kann." So beschreibt Franziska die Voraussetzungen für eine Optiker-Lehre. Und so vielfältig wie die sind auch ihre Aufgaben im Laden: Franziska berät Kunden bei der Brillenauswahl oder bei der Suche nach Kontaktlinsen und hilft, die richtige Stärke zu finden. Sie gibt Bestellungen auf und wickelt Reklamationen von Kunden ab. In der Werkstatt schleift sie Brillengläser und passt sie an die Fassungen an. "Es ist sehr abwechslungsreich. Das Einzige, an was ich mich erst gewöhnen musste, waren die Öffnungszeiten", erinnert sich Franziska. Die sind in in ihrem Laden von 8.30 Uhr bis 18 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 12 Uhr. "Aber es hätte mich schlimmer treffen können. Manche Läden haben auch länger geöffnet."

Die Augenoptiker-Lehre ist dual aufgebaut - sie findet also abwechselnd im Betrieb und in der Berufsschule statt. Franziska hat Blockunterricht, das heißt sie ist wochenweise in der Schule. Die Berufsschulen für Optiker sind in Nürnberg und München. Franziska fährt etwa 13 Wochen im Jahr in die Schule nach München. Dort hat sie Fächer wie Deutsch, Englisch, Religion und Sport, aber auch spezifische wie Brillenreparatur, augenoptische Versorgung und Verkauf und Beratung. Die Fächer wechseln in jedem Ausbildungsjahr. "Für den Beruf braucht man viel logisches Verständnis und man muss viel lernen. Wer hier für eine Schulaufgabe mal nicht lernt, schreibt schnell eine schlechte Note", stellt Franziska klar. Im Mai hat sie ihre Abschlussprüfung. Die muss sie sowohl theoretisch als auch praktisch absolvieren.

Nicht schüchtern sein

Mittlerweile gefällt der 19-Jährigen an ihrem Beruf das am besten, wovor sie anfangs am meisten Angst hatte: der Kundenkontakt. "Ich finde es klasse, wenn ich einen Kunden optimal helfen konnte und er mit seinen neuen Brille glücklich aus dem Laden geht. Ich habe den Kunden beraten, die Brille geschliffen, sie angepasst und verkauft." Zu Beginn ihrer Ausbildung war sie noch nervös, wenn ein Kunde den Laden betrat. "Ich war sehr schüchtern und musste mich erst überwinden, mit den Kunden zu sprechen." Die Zeiten aber sind vorbei, jetzt hat die Auszubildende auch keine Scheu, einem Kunden eine weniger passende Brille auch auszureden. "Wer eine Brille kauft, dem soll sie auch hundertprozentig stehen und wir als Optiker wollen ja auch nach außen einen guten Eindruck machen. Der Kunde soll sagen können, er ist gut beraten worden." Für alle, die derzeit suchen, hat Franziska übrigens einen Expertentipp: "Große Fassungen aus Kunststoff sind sehr angesagt. Schwarz- Braun liegt dabei im Trend, aber auch farbig kommt wieder."

Eines kann die Auszubildende übrigens seit ihrem ersten Lehrjahr nicht mehr abstellen. "Ich schau jedem Brillenträger - egal wo und wann ich jemanden kennenlerne - sofort ins Gesicht und auf die Brille. Ich starre regelrecht auf die Marke, wie die Gläser angepasst sind und ob die Brille gut sitzt. Da fällt mir jeder Fehler auf, aber auch jede perfekte Brille."


Franziskas Tagesablauf als Optikerin

8:30 Uhr:
Der Laden wird aufgesperrt. Vorher müssen noch die Computer hochgefahren werden.

8:35 Uhr: Franziska holt die Gläserpost. Das sind Brillengestelle und Gläser, die am Vortag für die Kunden bestellt wurden.

8:45 Uhr: Franziska ordnet die Gläserpost den Kundenaufträgen zu. So weiß später jeder Mitarbeiter, wo was zu finden ist.

9 bis 12 Uhr: Ab in die Werkstatt. Die bestellten Gläser werden jetzt geschliffen. Dazu muss Franziska erst die Fassungen der Brillen abtasten. So weiß sie, wie groß das Glas später sein muss. Danach werden die Gläser aufgeblockt, also in die Schleifmaschine eingespannt und dann geschliffen. Dabei helfen Franziska aber drei kleine Maschinen.

10 Uhr: Kunden kommen in den Laden. Franziska und ihre Kollegen bedienen sie. Franziska darf die Kunden beraten, welche Brille am besten passt oder auch Brillen anpassen, so dass sie am Kopf nirgends drücken. Wenn ein Kunde seine Sehstärke wissen möchte, muss er zu Franziskas Kollegen. Sie selbst darf das nicht messen - noch nicht.

12.30 Uhr bis 14 Uhr: Mittagspause. Franziska bleibt entweder im Laden zum Essen und Entspannen oder geht zu ihrer Oma. Die wohnt nämlich in Bogen.

14 Uhr: Weiter geht's mit Kunden beraten, Reklamationen annehmen, Brillengläser säubern, Kunden helfen, die Kontaktlinsen einsetzen. Wenn keine Kunden im Laden sind, geht Franziska wieder in die Werkstatt. Dort schleift sie die vom Vormittag übrigen Gläser.

15 Uhr: Ein Kunde hat sich für eine Brille entschieden. Jetzt müssen die Gläser bestellt werden.

17:30 Uhr: Jetzt wird aufgeräumt. Die Stühle werden wieder hingerückt. Die Kaffeemaschine für den nächsten Tag vorbereitet und alle Brillen wieder dahin geräumt, wo sie hingehören.

18 Uhr: Zeit für die Abrechnung: Die Kasse wird gezählt und geschlossen. Ist alles sauber und sind keine Kunden mehr im Laden, kann Franziska das Geschäft zusperren.


Berufssteckbrief


Berufsbezeichnung: Augenoptiker/ Augenoptikerin
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Ausbildungsform: duale Ausbildung, die im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule stattfindet
Lernorte: In der Regel in der Werkstatt und im Laden.
Abschluss: Gesellenprüfung
Karriere: Qualifizierungslehrgänge, Augenoptikermeister, Studium Augenoptik oder Optometrie, Selbstständigkeit
Schulabschluss: Überwiegend mittlerer Bildungsabschluss
Wichtige Schulfächer: Mathematik, Physik, sowie Werken und Technik
Tätigkeiten: Kunden bedienen und betreuen/herstellen und Material bearbeiten/instandhalten und reparieren/kaufen und verkaufen/montieren und installieren
Arbeitsorte: Verkaufsraum und Werkstatt/ Produktionshalle
Verdienst in der Ausbildung: 281 Euro bis 500 Euro (1. Ausbildungsjahr) 332 Euro bis 560 Euro (2. Ausbildungsjahr) 435 Euro bis 670 Euro (3. Ausbildungsjahr)

(Quelle: www.berufe.arbeitsagentur.net)


Zahlen der Optikbranche auf einen Blick


Betriebe:........................................ 12.030
Beschäftigte:.................................. 49.000
Azubis:........................................... 6.518
Branchenumsatz:........................... 5,165 Milliarden Euro
Verkaufte Brillen:.......................... 11,32 Millionen Stück
Verkaufte Brillengläser:................ 35,01 Millionen Stück

(Quelle: Zentralverband der Augenoptiker)

Dieses Gerät misst die Sehstärke der Kunden.

Dieses Gerät misst die Sehstärke der Kunden.