[Frei]stunde!
Schlag auf Schlag
29. März 2012, 10:00 Uhr aktualisiert am 29. März 2012, 10:00 Uhr
Von Claudia Hagn
Das Spiel, bei dem Deutsche gern mal verständnislos auf das Feld schauen, hat es Donald Lutz angetan. Der 22-Jährige spielt in den USA Baseball mit einem Ziel: Er will es in die Major League schaffen. In die USA kam Donald Lutz über einen Umweg in die Oberpfalz: Am Sportinternat in Regensburg wurde er entdeckt.
Momentan spielt er bei den Cincinatti Reds im 40-Mann-Kader. Bald könnte es sein, das sich also sein größter Wunsch erfüllt: Als erster Deutscher in der besten amerikanischen Liga mitzuspielen.
Eigentlich, erzählt Donald Lutz, hat er für lange Zeit Hockey und Handball gespielt; doch dann nahm ihn sein großer Bruder Sascha irgendwann einmal mit zum Baseball-Training. "Ich hab's versucht und es hat sofort Spaß gemacht und los ging's", erinnert sich Donald. Er trainierte und trainierte - mit 16 ging er dann von Friedberg, wo seine Familie wohnt, nach Regensburg ins Sportinternat. Eine gute Entscheidung, wenn man Donald Lutz, der als Baby von New York mit seiner Familie nach Deutschland kam, zuhört: "Es war einfach klasse, ich konnte mich voll und ganz auf die Schule konzentrieren, da die Unterstützung vom Sportinternat super war. Sobald es ans Training ging, war ich mit dem ganzen Schulzeug fertig und konnte täglich 100 Prozent im Training geben."
Training, das sich gelohnt hat: Weil das Sportinternat so gute Kontakte zu Talentsuchern in den USA hat, wurden die auf Donald aufmerksam: Sie kamen aus Amerika nach Regensburg, sahen Donald spielen und luden ihn anschließend nach Italien in die Major League Academy ein. Er überzeugte die Talent-scouts: Von Italien ging es direkt in die USA. Er unterschrieb einen Vertrag über sieben Jahre; drei Jahre spielte er in den unteren Spielklassen - vergangene Saison zählte er zu den Leistungsträgern bei den Cincinatti Reds.
Donalds tägliches Programm
Donalds Tag ist vollgepackt mit Baseball: Er steht auf, frühstückt, geht dann ins Fitnessstudio. Mittags fährt er ans Baseballfeld, arbeitet an seiner Verteidigung oder am Schlagen. Anschließend gibt es noch mal das gleiche Programm, nur mit der ganzen Mannschaft, bevor es abends gegen 19 Uhr heißt: Play Ball. "Das Spiel beginnt und das machen wir jeden Tag, 140 Tage im Jahr", sagt Donald.
Die Atmosphäre ist unbeschreiblich
Ein enormer Aufwand für eine Sportart, die in Deutschland zwar bekannt ist, aber bei Weitem nicht so wie Fußball und Handball. Viele sagen, Baseball sei zu kompliziert, die Regeln völlig unverständlich. "Das ist natürlich leicht zu sagen, wenn man es noch nie gesehen hat", meint Donald. Er sagt aber auch: Wenn man mal ein Spiel gesehen hat und jemanden kennt, der ein wenig über den Sport weiß, dann ist es ziemlich einfach zu lernen. "Einfach anschauen und Fragen stellen: Dann geht das ganz schnell!" In den vergangenen Jahren habe sich das Ansehen von Baseball in Deutschland sowieso schon gewandelt, sagt Donald Lutz. 2009 war zum Beispiel die Baseball-WM zu Gast in Regensburg, 10000 Zuschauer saßen auf den Tribünen, es war eine Stimmung wie bei einer großen Party. "Die Atmosphäre auf dem Spielfeld ist einfach immer unbeschreiblich", sagt
Donald. Schade findet er, dass in Deutschland nur am Wochenende gespielt werden kann, weil die meisten Spieler arbeiten oder studieren. "In den USA wird täglich gespielt", erzählt er.
Jedes Jahr nach Deutschland
Nach Deutschland kommt er nicht mehr so oft, "aber ich versuche, so oft zu kommen, wie es nur geht". Eigentlich klappt es immer einmal im Jahr entweder nach der Saison in den USA im September, oder kurz bevor die Saison im Februar wieder losgeht . Zurzeit liegt der Fokus des 22-Jährigen beim Baseball. Aber wenn es hart auf hart kommt, weiß er noch nicht, ob er in den USA leben will - oder dann wieder zurück nach Deutschland geht.