Buchtipp
Weil wir alle unter derselben Sonne leben
26. Januar 2016, 18:14 Uhr aktualisiert am 26. Januar 2016, 18:14 Uhr
Der Roman "Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini entführt nach Afghanistan, indem er den Weg zweier verschiedener Frauen dort von Kindestagen an mitgeht. Mariam ist in einer abgelegenen Hütte auf dem Land aufgewachsen - oftmals in der Erfahrung von Benachteiligung, Vernachlässigung und strengen Mustern von Tradition und Sittlichkeit. Laila dagegen ist Tochter progressiv denkender Eltern, von klein auf gefördert und auf einen überdurchschnittlichen Bildungsweg geschickt.
Doch Kriegs- und Regierungslage nehmen ihr Familie und Rechte. Die Wege der gegensätzlichen Frauen kreuzen sich in einer Konkurrenzsituation. Doch es gelingt ihnen, darüber hinweg ihre Parallelen im geteilten Schicksal von erlittenen Verlusten, Schmerz und Unterdrückung und der ihnen gemeinsamen Sehnsucht nach Friede und Wertschätzung zu erkennen. Dies lässt zwischen den beiden starken Frauen eine kompromisslose Freundschaft wachsen. Khaled Hosseini lässt an der berührenden Geschichte seiner Figuren tief und einfühlsam in den Ruin vieler Menschen in seinem Heimatland im langjährigen Krieg blicken. Nach ihrem besten Wissen und Gewissen in verschiedener, zuweilen widersprüchlicher Weise haben sie versucht, ihre Situation lebenswerter zu machen. Er erzählt dabei von dem Schicksal eines Landes, dessen Wert, Erbe und Schönheit er in bunten Farben zu beschreiben versteht - fernab von schwarz-weißen Schuldzuweisungen. Durch sein vielschichtiges Zeichnen der Perspektive ihrer Erfahrungswelt werden die Charaktere in ihrem Handeln authentisch und verstehbar. So schafft er eine unglaubliche Nähe zwischen Leser und Figuren - die kulturelle und soziale Unterschiede zwischen der Lebenswelt des Nahen Ostens und dem gewohnten Umfeld des Lesers vollkommen hinter sich lässt.
Die im Roman und in unserem gesamten Dasein immerzu gesellschaftlich und individuell wirkenden Motive zwischen Reichtum und Armut, traditionellen Erwartungshaltungen und der Dramatik des Andersdenkens und -fühlens oder Fanatismus und Freiheit werden unumgänglich und greifbar. So schafft Khaled Hosseini eine Verbundenheit in zutiefst menschlichen Gefühlen über Landesgrenzen hinweg, wodurch das Buch ein Beitrag zu einer Solidarität wird, die schon immer wünschenswert, aber in diesen Zeiten vielleicht wichtiger denn je ist.
Der Roman "Tausend strahlende Sonnen" von Khaled Hosseini (ISBN: 978-3827006714) ist im Verlag Bloomsbury Berlin erschienen.