Wichtige Begriffe gegen Diskriminierung

Wie spreche ich antirassistisch?


Teilnehmer einer "Black Lives Matter"-Demo im Juni 2020 in Berlin: Ein wichtiges wie einfaches Mittel gegen Rassismus ist die Sprache.

Teilnehmer einer "Black Lives Matter"-Demo im Juni 2020 in Berlin: Ein wichtiges wie einfaches Mittel gegen Rassismus ist die Sprache.

Viele wissen nicht oder sind sich unsicher, wie sie Schwarze Menschen oder People of Color ansprechen sollen. Ein Überblick.

- Richtig -

Schwarz: Schwarz ist das politisch korrekte Wort für afrikanischstämmige Personen. Das Wort wird groß geschrieben, da es als Eigenbezeichnung gilt. Schwarz ist kein biologisches Merkmal und hat nichts mit der Hautfarbe zu tun. Dieser Begriff wird dazu verwendet, sich einer Gruppe zuzuordnen, die die gleichen Erfahrungen macht.

PoC/Bi_PoC: Steht für Black, Indigenous and People of Color oder nur People/Person of Color. Der Unterstrich meint alle weiteren Minderheiten. Der Begriff wird als Bezeichnung für Menschen verwendet, die nicht weiß sind. Das Konzept "Person of Color" (PoC) ist ein Zusammenschluss von Menschen, die gemeinsame rassistische Erfahrungen in der weiß-dominierten Gesellschaft teilen. Wichtig: Der Begriff lässt sich nicht mit "farbige Menschen" übersetzen, da farbig aus der Rassentheorie kommt (mehr dazu unten).

"Die deutsche Sprache stößt an Grenzen, wenn sie politisch korrekt sein will", sagt Pia Ihedioha. "Daher bedienen wir uns am Englischen." Bi_POC wird in vielen englischsprachigen Ländern anerkannt. Bei uns hat sich der Begriff aber noch nicht etabliert.

Wichtig: Eine Schwarze Person zählt zwar zu den PoC, ist aber nicht gleichbedeutend. Schwarze erfahren Rassismus anders als PoC. Hier kann man sich als Beispiel eine Person aus dem ostasiatischen Raum vorstellen.

Es ist wichtig, zu unterscheiden, dass es sich bei Schwarz und Bi_PoC um politisch korrekte Eigenbezeichnungen handelt. Das bedeutet aber auch, dass es gleichzeitig Menschen gibt, die politisch korrekte Begriffe nicht für sich nutzen. Weiße Menschen verwirrt das oft. Hier geht es aber um den Unterschied, wie man sich selbst bezeichnet und wie man von anderen genannt werden möchte.

- Falsch -

Farbig: Farbig ist keine politisch korrekte Bezeichnung für Menschen, die nicht weiß sind. Oft wird dieser Begriff verwendet, um eine Art "höfliche Abstufung" zu "Schwarz" zu schaffen. Doch "Farbig" ist eine Bezeichnung mit kolonialen Wurzeln, die Menschen in Rassen einordnen und kategorisieren möchte.

Halb-schwarz: Gibt es halb-weiß? Die Autorin Noah Sow nennt den Begriff in ihrem Buch "Deutschland Schwarz Weiß": Rassenabstufung schlecht getarnt.

Dunkelhäutig: Auch dieses Wort können viele Schwarze nicht leiden, da es zu Colorism gehört. Colorism meint: Alle Schwarzen Menschen erleben Diskriminierung, aber wer hellere Haut hat, wird von der weißen Gesellschaft bevorzugt. Colorism ist eine besonders niederträchtige Form von Rassismus.

Mischling/Mulatte: Diese Begriffe stammen aus der Tierwelt. Ein Mulatte ist eine Mischung aus Esel und Pferd, das Wort Mischling wird eigentlich für Hunde verwendet. Es ist also klar, dass solche Begriffe nicht für einen Menschen passend sind.

Maximalpigmentiert/schokofarben: Begriffe, die lustig sein sollen, es aber nicht sind. Auch diese Bezeichnungen sind in einem rassistischen System entstanden, die Menschen haben sie sich nicht selbst gegeben.

N-Wort: Das N-Wort wurde während der Sklaverei- und Kolonialzeit als Beleidigung und Herabwürdigung Schwarzer Personen genutzt. Es ist ein absolutes No-Go und verletzt zutiefst. Wer es zitieren möchte, sollte auch da nur den Ausdruck N-Wort nutzen.

Text basiert auf: "Politisch korrekt" von Albertina Pangula aus der ersten Ausgabe des "of Color"-Magazins; weitere Quellen: ZDF, taz, BR

Passend zum Thema: Am 29. Juli 2021 fand der Freistunde-Talk "Das wird man wohl noch sagen dürfen" in Straubing statt. Mit Autor, Musiker und Moderator David Mayonga, auch bekannt als Roger Rekless, sprachen wir über Rassismus im Alltag und was wir dagegen tun können. Zu Gast waren auch Straubinger Experten. Hier gibt's den Mitschnitt:

Video zum Thema:

2 Kommentare:


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Anke G.

am 24.07.2024 um 11:16

Also als hellhäutiger Mensch empfinde ich das Wort Schwarze schlimmer als dunkelhäutig. Vor allem für Menschen, die kaum dunkel sind finde ich Schwarze unpassend. Ich spreche so was nur an, wenn es nicht anders geht und ich jemanden beschreiben muss, der bestimmte Sachen gemacht hat. Haar-und Augenfarbe reicht da meistens nicht. Ich bin auch schon diskriminiert wurden, weil ich eine Frau bin, weil ich Ostdeutsche bin, weil ich älter werde und nicht mehr so attraktiv, weil ich zugenommen habe etc. Gründe für Respektlosigkeit finden sich immer. Vor einigen Jahren war das noch Normalität. Was ich aber blöd finde, dass ich jemanden, der anders aus sieht, oder mit Migrationshintergrund oder mit Behinderung nicht kritisieren soll. Dann ist das gleich Rassismus, auch wenn es um was anderes geht. Wenn jemand Sachen macht, die nicht in Ordnung sind, dann setze ich mich mit demjenigen auseinander. Alle Menschen sind gleich steht im Grundgesetz. Gleich heißt gleich. Nicht benachteidigen und nicht bevorzugen. Schlimm genug, wenn man nur nach Äußerlichkeiten beurteilt wird.



Michael S.

am 25.07.2023 um 20:34

Zitat: "Viele wissen nicht oder sind sich unsicher, wie sie Schwarze Menschen oder People of Color ansprechen sollen. Ein Überblick." Sorry lieber Florian Wende, aber dies Einleitung erscheint mir ein bisschen unglücklich. Ich persönlich würde Menschen, egal welcher Hautfarbe, einfach mit dem Namen, falls bekannt, ansprechen. Oder haben Sie schonmal jemand mit "Hallo schwarzer Mensch, entschuldigen Sie, können Sie mir sagen wie spät es ist" angesprochen? Zum eigentlichen Inhalt: Ja, da dürfte es unterschiedliche Meinungen geben - einfach frei Schnauze vs. Sprachpolizei. Ich denke, in einer offenen Gesellschaft regeln sich solche Fragestellungen mehr auf Augenhöhe, und weniger mit dem akademischen Dirigentenstab.



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