Freistunde
Zwischen Staunen und Betroffenheit
2. Mai 2013, 7:36 Uhr aktualisiert am 2. Mai 2013, 7:36 Uhr
Früher wäre einer wie er wohl im rauchgeschwängerten Hinterzimmer gesessen und hätte auf seine Tastatur eingehämmert in der ständigen Angst, in Handschellen abgeführt zu werden. Am Dienstag hat Erwin Markowsky in der Chamer Fraunhofer-Sporthalle 750 Sechst- und Siebtklässler aus allen Chamer Schulen mit Hacking-Tricks in seinen Bann gezogen. Möglich machten das die "Chamer Zeitung" und die Sparkasse Cham.
Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit jeder Menge Witz und einer gehörigen Portion Fachwissen gelang es dem IT-Sicherheitsexperten, das junge Publikum für die Risiken im Umgang mit Handy und Internet zu sensibilisieren. Das Thema war Programm: "Fun and risk im Netz".
Abhören leichtgemacht
Gleich zu Anfang verblüffte der Mann mit dem roten Kapuzenpulli, indem er per Beamer an die Leinwand werfen ließ, wer im Raum gerade sein Handy eingeschaltet hatte. Geradezu kinderleicht mutete es an, Daten und Nachrichten von gehackten Handys auszulesen. Selbst das Abhören von Gesprächen, die gar nicht über das Mobiltelefon, sondern nur in "Anwesenheit" eines Handys geführt werden, stellte kein Problem dar. Für die beiden Lehrkräfte, die sich dafür zur Verfügung stellten, gab es einen Riesenapplaus. Ratschläge des Fachmanns an alle Handynutzer: Laufend die Updates von der Internetseite des Herstellers herunterladen, Bluetooth immer ausschalten oder auf unsichtbar stellen, wenn es nicht benötigt wird und höchste Vorsicht bei Kurznachrichten (SMS) von einem unbekannten Absender walten lassen.
Dass es für den versierten Hacker kein Problem darstellt, eine SMS unter falschem Absender zu verschicken, zeigte Markowsky zwei Mädchen. Carina konnte es kaum glauben, dass nicht Julia, sondern der "alte Mann" die SMS an sie abgesetzt hatte. Gerade in sozialen Netzwerken, so Markowsky, sollten die jungen Leute besonders aufpassen, um nicht eine schlimme Überraschung zu erleben. Denn auf "Facebook" und Co. trieben sich auch Sexualstraftäter herum, die nach Opfern suchen.
Deshalb die eindringliche Bitte des Hackers: Gehirn einschalten, nie sich mit Internetbekannschaften treffen, ausschließlich "nick names" verwenden, laufend die Privatspäre-Einstellungen checken, keine persönlichen Daten und keine Bilder preisgeben und bei obskuren Kontaktaufnahmen sofort die Polizei einschalten.
Bei der Nutzung des Computers empfahl Markowsky, niemals ein Passwort weiterzugeben sowie den PC unbedingt mit einer Firewall zu sichern. Wobei - auch das zeigte er dem Publikum - selbst eine Firewall keine absolute Sicherheit vor Hackerangriffen darstellt. Denn schon das Anklicken einer Nachricht auf "Facebook" macht es dem Hacker möglich, gleichsam einen Tunnel unter der Firewall zu graben und damit den Rechner zu attackieren. Was keine Hexerei ist, wie Markowsky im Praxistest eindrucksvoll demonstrierte.
Fotos mit Langzeiteffekt
Der Fachmann warnte die Schüler vor dem illegalen Herunterladen von Filmen und Musik, weil für Unterlassungserklärungen schnell fünfstellige Beträge fällig werden. Vorsicht sei auch bei Hintergrundmusik von Videos geboten. Und ganz besonders warnte Markowsky davor, eigene Fotos im Internet einzustellen, "denn die tauchen immer wieder auf". Wie folgenreich das sein kann, verdeutlichte der IT-Experte mit tragischen Fällen - unter anderem dem Selbstmord einer jungen Frau. Was die Schüler sichtlich betroffen machte.