AZ-Kommentar
Bayern soll ein Kulturstaat bleiben
18. April 2020, 11:11 Uhr aktualisiert am 20. April 2020, 17:32 Uhr
Der Kulturredakteur über ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Alle, die ihr Geld damit verdienen, auf einer Bühne zu stehen und die dabei mitwirken, dass dies möglich ist, sind zu Recht darüber verärgert, wenn Markus Söder lang und breit über Baumärkte, Gottesdienste und Fußballer spricht, aber kein Wort über die Situation derer verliert, denen die Coronakrise ein Berufsverbot verpasst hat: Schauspieler, Sänger und freie Musiker, die nicht an einem Theater oder einem Orchester fest angestellt sind.
Davon gibt es mehr, als viele denken. Insgesamt 2,2 Millionen Bürger verdienen in Deutschland ihr Geld als Solo-Selbstständige - nicht nur im Kulturbereich. Den meisten von ihnen brechen derzeit die Einnahmen weg, trotz vollmundiger Versprechen, auch ihnen helfen zu wollen.
Künstler und Musiker sind mindestens bis Herbst eingeschränkt
Bayern hat sich aus der Landes-Soforthilfe für Freie, Solo-Selbstständige und Unternehmen bis 10 Personen Ende März verabschiedet, andere Hilfen betreffen primär Betriebskosten, die bei Kulturschaffenden meist nicht anfallen.
Alle darstellenden Künstler und Musiker werden in jedem Exit-Szenario aufgrund der Kontaktbeschränkungen bis weit in den Herbst von Veranstaltungsverboten und massiven wirtschaftlichen Einbußen besonders betroffen sein. Man sollte sich auch nicht allzuviele Illusionen darüber machen, wie freudig das Stammpublikum mit Mundschutz Streichquartette im Gasteig mit 250 anderen Hörern auf Distanz hören will.
Der Staat wird nicht darum herumkommen, für Solo-Selbstständige aus dem Kulturbereich befristet ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen. Dieser Begriff mag für CSU-Anhänger nach linksgrüner Utopie klingen. Aber den kurzen Schrecken sollten Söder & Co. aushalten, wenn Bayern bleiben soll, was es laut Verfassung ist: ein Kulturstaat.
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