Kultur
Der Ein-Euro-Sonntag bleibt
12. Januar 2023, 16:44 Uhr aktualisiert am 12. Januar 2023, 16:44 Uhr
Wir haben die Krise nicht gemeistert, aber lebendig überstanden." Der Tenor, den Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, bei der Jahrespressekonferenz für seine vier Münchner Häuser und die bayernweiten Dépendancen anschlug, klang nach verhaltener Zuversicht. Maaz begann so viele Sätze mit "Die gute Nachricht ist…", dass man beim Zuhören zunehmend die schlechten fürchtete.
Tatsächlich, es gibt Erfolgsmeldungen - aus der Alten Pinakothek und der Pinakothek der Moderne. Anders als in vielen Theatern und einigen anderen Museen, kehrt hierher das Publikum nach der Pandemie in Scharen zurück. Wer etwa in den Weihnachtsferien die Beckmann-Schau in der Pinakothek der Moderne besichtigen wollte, der fand sich in langen Schlangen wieder.
Ein Eindruck, der nicht täuscht: Die Besucherzahlen im Jubiläumsjahr 2022 der Pinakothek der Moderne lagen bei 87 Prozent von 2019: 289 000 in 2022 im Vergleich zu 330 000. Bedenkt man, dass in den ersten Monaten des Jahres in den Museen noch kein Normalbetrieb war, ist das beachtlich.
In der Alten Pinakothek waren die Unterschiede eklatanter, allerdings hatte es dort 2019 auch gleich drei große Sonderausstellungen (Florenz/Caravaggio/Van Dyck) gegeben, in 2022 nur eine (Pastell). Dennoch kamen im letzten Jahr 280 000 Besucher in die Alte Pinakothek (2019 waren es 473 000). Vor allem im Museum Brandhorst hinken die Zahlen noch hinterher: Dorthin fanden 2022 nur 76 000 Besucher den Weg, im (zehnten) Geburtstagsjahr 2019 waren es noch 161 000.
Aber das Gesamtprogramm für 2023 bietet in allen Häusern Lichtblicke und einige Highlights: Allen voran die große Venedig-Schau "Colore e Sentimento" ab Herbst in der Alten Pinakothek. Auch "La Vie en Rose" im Museum Brandhorst als Beitrag zum "Flowers"-Festival dürfte mit der Gegenüberstellung von Breughel, Monet und Twombly reizvoll werden (ab 4. Mai). Und die Präsentation "Ungekämmte Bilder" zum 90. Geburtstag von Herzog Franz von Bayern aus dessen Sammlung und "Schönheit und Gefährdung" zum 80. von Hartwig Garnerus (Wormland-Stiftung) versprechen spannende Eindrücke.
Erfreulich ist auch, dass weder Kürzung der Öffnungszeiten noch Erhöhung der Eintritte, noch Personal-Streichungen geplant sind: Der Ein-Euro-Sonntag bleibt. Drei vakante Konservatoren-Stellen werden heuer nachbesetzt. Getrübt werden diese Aussichten von der Tatsache, dass es für die Vermittlung in der Alten Pinakothek nur eineinhalb Stellen gibt - was im internationalen Vergleich (Maaz) unterbesetzt sei. Und von Engpässen beim Wachpersonal, die bereits zu Teilschließungen führten. Dem wolle man durch eine Erhöhung des Eigenanteils an Personal begegnen. Zahlen durfte der Direktor aus Sicherheitsgründen dazu keine nennen.
Sicherheits- und Nachhaltigkeits-Aspekte nähmen, so Maaz, denn auch aus aktuellen Anlässen viel Raum in allen Konzepten für die Zukunft ein. Die energetische Sanierung der Alten Pinakothek war immerhin schon vor Corona abgeschlossen. Bei der Neuen Pinakothek wird dies im Zuge der derzeit laufenden Sanierung geschehen.
Dass es davon abgesehen - wie er beschreibt - inzwischen einen Mustersaal in der Neuen Pinakothek gebe, klingt eher nicht nach froher Botschaft, wenn man bedenkt, dass diese seit Anfang 2019 wegen Sanierung geschlossen ist. Derzeit läuft die Asbestsanierung der Schausäle, Ende März werden schließlich auch Verwaltung und Werkstätten ihre Ersatzquartiere in der Briennerstraße und anderswo beziehen.
Zum Verlauf und Abschluss der Sanierung kann der Generaldirektor keinerlei Angaben machen, das kommuniziere allein das Staatliche Bauamt. Bereits 2019 wurde aber klar, dass ein Fertigstellungstermin Ende 2025 utopisch ist, da dürften jetzt noch paar weitere Jahre ins Land gehen.
Wer aktuell ein quicklebendiges Museum erleben will, sollte wochenends in die Alte Pinakothek gehen: Im Saal XI lädt seit Herbst 2022 ein großer Tisch Kinder und ihre Eltern zum Malen und Basteln unter den Augen der Alten Meister zu neuen Geniestreichen ein.