Kommentar

Besser miteinander statt übereinander reden


Horst Seehofers Besuch bei Kremlchef Wladimir Putin sorgt schon im Vorfeld für einigen Missmut - vor allen Dingen von Seiten der Landtagsopposition.

Horst Seehofers Besuch bei Kremlchef Wladimir Putin sorgt schon im Vorfeld für einigen Missmut - vor allen Dingen von Seiten der Landtagsopposition.

Der Kreml, Wladimir Putin - die ganz große Weltbühne. Auf dieser versucht sich von Mittwoch bis Freitag der bayerische Ministerpräsident. Horst Seehofer reist zu Gesprächen nach Moskau.

Nebenaußenpolitik des provinziellen Gernegroß aus München, hallte es dem CSU-Chef dafür entgegen. Gerade die Landtagsopposition lässt kaum ein gutes Haar an dem Besuch, zu dessen Höhepunkt ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gehören soll. Und auch aus Berlin kühlt so mancher sein Mütchen an Seehofer. Man kann derartige internationale Auftritte von Ministerpräsidenten gerne kritisch sehen. Doch in einer derart aufgeheizten Stimmung kann es nur gut sein, miteinander zu reden statt nur ständig übereinander. Natürlich wird Seehofer in der Partnerregion Moskau vor allem die Interessen des Freistaats vertreten, das ist auch sein Job. Doch zu mutmaßen, Seehofer wolle mit seiner Reise nur Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Rücken fallen, ist doch schon sehr weit hergeholt. Zudem merken Seehofers Kritiker dabei gar nicht, dass sie Person und Besuch damit ungewollt aufwerten. Sollte es dem Bayern in Russland tatsächlich daran gelegen sein - oder gar gelingen -, Merkel dort zu diskreditieren?

Richtig ist: Die bayerische Wirtschaft hat lange gewachsene gute Beziehungen nach Russland und leidet unter den bestehenden Sanktionen. Nun das Feld nicht allein der Konkurrenz aus Fernost zu überlassen, die sich übrigens recht wenig um die Sanktionen des Westens schert, kann nur von Vorteil sein. Und angesichts der hahnebüchenen Kremlpropaganda nach der angeblichen Vergewaltigung eines russlanddeutschen Mädchens in Deutschland durch Flüchtlinge - nichts davon stimmt - kann ein unaufgeregtes Gespräch hinter den goldenen Türen des Kremlpalasts sicher nicht schaden.

Selbst Gegner Putins geben zu: Für viele internationale Konfliktfelder wird es ohne Russland keine Lösung geben. Dafür aber dem Land immer wieder den Stuhl vor die Tür zu stellen, wird weder für diese Konflikte noch für das aus verständlichen Gründen tief gestörte Verhältnis zwischen Russland und dem Westen förderlich sein. Nein, man sollte Seehofers Besuch eben gerade nicht überbewerten. Aber einen klitzekleinen Beitrag, wieder zu einem besseren Miteinander zu finden, kann er sehr wohl leisten. Das wäre dann nicht alleine im Interesse des Freistaats Bayern.