Die idowa-Familienkolumne
Wie Spielabende alte Organismen überfordern
17. Februar 2023, 8:00 Uhr
Manche Menschen spielen gerne Brettspiele. Habe ich mal gehört. Andere sind eher wie ich veranlagt: Mich verlangt es eigentlich abends nur nach Ruhe. Wenn sich beide Gruppen in einer Familie vereinen, kann ein Spieleabend zur echten Herausforderung mutieren, nicht nur im Sinne eines Wettbewerbs um den Sieg.
Schon die Wahl der Uhrzeit ist ein erstes Reizthema. Als Vater, der in die Jahre gekommen ist, möchte ich ab etwa 19 Uhr genüsslich auf der Couch der Nachtruhe entgegenschlummern. Generell limitiert dies meine Kinobesuche auf die Vorstellungen am Sonntagnachmittag und verhindert jeglichen Fernsehkonsum zu späteren Stunden. Damit kann ich leben. Doch ein Drei-Stunden-Spiele-Event müsste dadurch auch bereits um 16 Uhr beginnen. Da sind die Kinder aber noch nicht einmal mit den Hausaufgaben durch.
Also gilt es im Vorfeld bereits, etwas mehr Koffein zu tanken, um den gnadenlosen Belastungen moderner Brettspiele zu später Stunde standzuhalten. Ich bin begeistert.
Familienmensch - die idowa-Familienkolumne gibt es auch zum Anhören:
Wirklich kompliziert wird dann jedoch erst die Auswahl des Spiels. Als heterogener Haufen ist unsere Familie hier besonders komplex. Während die eine Tochter am liebsten im "Spiel des Lebens" eine fiktive Karriere und das Luxus-Leben im Schnelldurchlauf erfährt, begeistert sich die Große mehr für gesellschaftliche Ratespiele.
Meine Frau bevorzugt Klassiker, wie etwa Scrabble. Und da Extrem-Couching keine Option zu sein scheint, Schafkopf zu althergebracht ist und Schach nur zu zweit funktioniert, ergebe ich mich der Mehrheit.
Nun kann man bei vier unterschiedlichen Meinungen und einer maximalen Ausdauer von zwei Spielen also nicht alle Wünsche erfüllen. Die Eltern geben nach und spielen das, was die Kinder wollen. Als übermüdeter Vater kann ich dann jedoch nicht den Begriff erraten, bin unfähig komplex zu denken und habe auch keine Geduld, wenn die Kinder in erheblicher Lautstärke rumblödeln.
Wenn wir schließlich mit der abendlichen Unterhaltung durch sind und ich endlich auf die Couch darf, beginnt der Kaffee zu wirken. Statt einzuschlafen, zähle ich also mit weit aufgerissenen Augen die Bücher im Regal. 762. Glaube ich. Konzentrieren kann ich mich nämlich immer noch nicht.