Kaesong
Seoul: Nordkorea sprengt Verbindungsbüro an der Grenze
16. Juni 2020, 9:25 Uhr aktualisiert am 16. Juni 2020, 9:43 Uhr
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschärfen sich derzeit wieder. Jetzt zeigt Nordkorea seine Verärgerung.
Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben das innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong gesprengt. Die Sprengung sei am frühen Dienstagnachmittag (Ortszeit) erfolgt, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul. Nähere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. Das Verbindungsbüro diente als wichtiger Kommunikationskanal zwischen beiden Staaten. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schaukeln sich derzeit wieder hoch. Nordkorea fühlte sich zuletzt sich durch eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten provoziert.
Die kommunistische Führung in Pjöngjang hatte bereits unter anderem mit dem Rückzug aus einem bilateralen Militärabkommen von 2018 über vertrauensbildende Maßnahmen und auch mit der Schließung des Verbindungsbüros gedroht. Auch kappte Nordkorea die Kommunikationsleitungen zum Süden.
Vor den Berichten über die Sprengung des Verbindungsbüros in Kaesong drohte Nordkoreas Militär damit, bereits "entmilitarisierte" Zonen an der Grenze wieder mit Soldaten zu besetzen. "Unsere Armee beobachtet die Lage genau, in der sich die innerkoreanischen Beziehungen zusehends verschlechtern", erklärte die Armeeführung des international isolierten Landes. Es würden Pläne der Regierung und der Arbeiterpartei geprüft, wonach die Armee wieder in Zonen vorstoßen könne, die unter dem Abkommen zwischen den beiden Ländern entmilitarisiert worden seien, wurde der Generalstab von den Staatsmedien zitiert.
Südkoreanische Medien spekulierten, Nordkorea könnte unter anderem wieder Soldaten in das Gebiet um Kaesong schicken. Dort hatten beide Länder bis 2016 einen gemeinsamen Industriekomplex betrieben. Vor der Öffnung des Industrieparks 2004 waren auf dem Gelände Soldaten stationiert gewesen.
Nordkorea wirft der Regierung in Seoul vor, die Flugblattaktionen südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge an der Grenze zu tolerieren. Ende Mai hatten sie mit Ballons etwa eine halbe Million Flugblätter, die sich gegen die autokratische Führung in Pjöngjang richten, über die Grenze geschickt. Die südkoreanische Regierung wirft den betreffenden Organisationen vor, ihrerseits Spannungen auf der Halbinsel zu erzeugen.