Gaza-Krieg

Viele Tote in humanitärer Zone - Israel: Ziel Hamas-Zentrale


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Krater am Ort des israelischen Luftangriffs

Von dpa

Bei einem Luftangriff Israels in einer humanitären Zone im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mindestens 19 Menschen getötet und 60 weitere verletzt worden. Die israelische Armee teilte mit, der Angriff habe wichtigen Hamas-Terroristen in einer in der Zone versteckten Kommandozentrale gegolten. Sie bestritt auch die hohe Totenzahl.

Die Hamas hatte zunächst von mindestens 40 Toten gesprochen. Später berichtete das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium von 19 Toten in den Krankenhäusern von Gaza. Zugleich war davon die Rede, dass noch immer Zivilisten vermisst würden. Andere Hamas-Behörden sprachen weiterhin von 40 getöteten Palästinensern.

Aufnahmen von vor Ort zeigten einen riesigen Krater in der Erde und Menschen, die im sandigen Boden verzweifelt mit bloßen Händen nach weiteren Opfern buddelten. Nach Angaben des Zivilschutzes im Gazastreifen, der von der islamistischen Hamas kontrolliert wird, wurden Zelte getroffen, in denen Binnenflüchtlinge untergebracht sind. Israel hatte geflüchtete Einwohner des Gazastreifens wiederholt dazu aufgerufen, sich in der humanitären Zone Al-Muwasi in Sicherheit zu bringen.

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Palästinenser suchen nach dem Luftangriff nach Opfern.

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Ein UN-Soldat an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. (Archivbild)

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Bilder von sechs Geiseln, die tot im Gazastreifen geborgen worden waren. (Archivbild)

Nach Darstellung des israelischen Militärs wurden vor dem Angriff zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu verringern, dass Zivilisten zu Schaden kommen.

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari teilte mit, Ziele des Angriffs seien unter anderem der Chef der Hamas-Luftkampfeinheit im Gazastreifen und der Leiter einer Hamas-Spähabteilung gewesen. Sie seien direkt an dem Massaker am 7. Oktober beteiligt und in letzter Zeit dabei gewesen, Terroraktivitäten gegen Israel auszuführen.

Die Hamas hatte dagegen erklärt, Israels Behauptung, ihre Kämpfer hätten sich in der humanitären Zone aufgehalten, sei "eine eklatante Lüge".

Bei einem ähnlichen Vorfall hatte Israels Militär im Juli ein abgezäuntes Objekt in der humanitären Zone zwischen Chan Junis und Al-Mawasi bombardiert, das nach israelischer Darstellung als Basis für Hamas-Terroristen diente. Bei dem Angriff wurden demnach der Militärchef der Hamas, Mohammed Deif, und der Kommandeur der Chan-Junis-Brigade der Hamas, Rafa Salama, getötet. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde kamen bei dem massiven Luftangriff damals 90 Menschen ums Leben.

Deif gilt als einer der Drahtzieher des Terrorangriffs der Hamas und anderer extremistischer Gruppen vom 7. Oktober des Vorjahres. Dabei wurden mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln nach Gaza verschleppt. Das beispiellose Massaker wurde zum Auslöser des Kriegs. Seit Kriegsbeginn ist die Zahl der getöteten Palästinenser in Gaza nach Angaben der lokalen Behörden auf mehr als 41.000 gestiegen. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich kaum überprüfen.

Nach israelischer Zählung befinden sich noch 101 Menschen in der Gewalt der Hamas, wobei unklar ist, wie viele davon noch leben. Die Entführten werden nach Angaben ihrer Angehörigen unter grauenhaften Bedingungen festgehalten. Das Forum der Familienmitglieder der Entführten teilte mit, eine erste Untersuchung des Schicksals von sechs zuletzt getöteten Geiseln durch die Armee habe ergeben, dass die ermordeten Geiseln zuvor "in engen unterirdischen Tunneln mit wenig Luft festgehalten wurden". Sie hätten unter extremer Mangelernährung sowie Gewichtsverlust gelitten und "klare Zeichen langanhaltender körperlicher Vernachlässigung" aufgewiesen.

Die sechs Leichen waren nach Militärangaben vor gut einer Woche in einem Tunnel im Gebiet Rafah im Süden Gazas gefunden und nach Israel überführt worden. Die Geiseln seien kurz zuvor von den Kidnappern gezielt getötet worden. Das Forum und forderte einen sofortigen Deal mit der Hamas über ihre Freilassung.

Die indirekten Verhandlungen zu ihrer Freilassung, bei denen die USA, Ägypten und Katar vermitteln, drehen sich jedoch seit Monaten im Kreis. Das im Raum stehende mehrstufige Abkommen würde auch die Beendigung des Kriegs, den Rückzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen und die Entlassung Tausender palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen einschließen.

Kritiker werfen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, den Abschluss einer derartigen Vereinbarung mit überzogenen Forderungen zu torpedieren. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte dagegen, die Hamas stelle das größte Hindernis bei den Verhandlungen dar. Der Hamas-Funktionär Isat al-Rischek teilte mit, Kirbys Vorwürfe, die Hamas habe bei den Verhandlungen neue Forderungen erhoben, entbehrten jeglicher Basis.

Israelische Medien zitierten unterdessen Warnungen eines namentlich nicht genannten US-Regierungsvertreters vor möglichen Folgen eines größeren Kriegs zwischen Israel und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah. Der Preis wäre für beide Seiten sehr hoch, warnte er demnach. Es seien Tausende, vielleicht sogar Zehntausende Todesopfer sowie schwere Zerstörungen zu befürchten. Außerdem werde auch ein solcher Krieg letztlich mit einer Vereinbarung enden, die ähnlich aussehen werde, wie das, "was wir jetzt versuchen, zu erreichen".

Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es nahezu täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah. Dabei wurden sowohl in Israel als auch im Libanon Menschen getötet, Zehntausende sind wegen der Kämpfe aus dem Grenzgebiet geflohen.


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.