Gesundheitsministerium
Zahl der Corona-Fälle steigt - Quarantäne-Regeln angeordnet
8. März 2020, 17:01 Uhr aktualisiert am 16. März 2020, 11:34 Uhr
Die Ausbreitung des Coronavirus zwingt die Behörden zu bisher nicht gekannten Maßnahmen - auch in Bayern. Zur Eindämmung der Epidemie verschärft das Gesundheitsministerium in München die Regeln für Rückkehrer aus Risikogebieten.
Zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus an Schulen und Kindertagesstätten verschärft das bayerische Gesundheitsministerium die Regeln. Laut einer sogenannten Allgemeinverfügung dürfen Schüler und Kindergartenkinder nach einer Rückkehr aus Risikogebieten - wie zum Beispiel Südtirol - ab sofort für 14 Tage nicht in die Schule beziehungsweise in eine entsprechende Betreuungseinrichtung. Dies teilte das Ministerium am Samstag mit. Unterdessen stieg die Zahl infizierter Personen in Bayern weiter.
Bislang wurden im Freistaat 157 Menschen positiv getestet, wie Andreas Zapf, Präsident des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), am Sonntagmittag in München mitteilte (Stand: 12.00 Uhr). Bei zwei der Patienten zeigten sich schwere Verläufe der Krankheit, einer sei höheren Alters, der andere Patient habe Vorerkrankungen gehabt. Der Schwerpunkt der Infektionen liege mit 100 Betroffenen in Südbayern.
Die Entscheidung zu der Allgemeinverfügung sei im Einvernehmen mit dem Kultus- und dem Familienministerium getroffen worden, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Südtirol war vom Robert Koch-Institut (RKI) als Risikogebiet eingestuft worden. In Italien gehören dazu außerdem die Region Emilia-Romagna, die Region Lombardei und die Stadt Vo in der Region Venetien.
In der Allgemeinverfügung heißt es: "Schülerinnen und Schüler sowie Kinder bis zur Einschulung, die sich innerhalb der letzten 14 Tage in einem Risikogebiet (...) aufgehalten haben, dürfen für einen Zeitraum von 14 Tagen seit Rückkehr aus dem Risikogebiet keine Schule, Kindertageseinrichtung, Kindertagespflegestelle oder Heilpädagogische Tagesstätte betreten." Der Schutz der Bevölkerung habe höchste Priorität, sagte Huml am Sonntag. Die Regelung gelte auch, wenn die Schüler keine Symptome zeigten. Denn auch wer keine Symptome aufweise, könne Virusträger sein.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums betonte, dass die Anordnung nicht befristet sei. Bei einer neuen Risikoeinschätzung werde die Verfügung gegebenenfalls aufgehoben.
Die ersten 14 der 157 bislang in Bayern Infizierten, die allesamt mit dem Autozulieferer Webasto aus Gauting-Stockdorf in der Nähe Münchens in Zusammenhang standen, gelten als auskuriert.
Unterdessen fordert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder von der Bundesregierung ein Konzept zum Schutz der deutschen Wirtschaft. "Es darf aus dem Coronavirus keine zweite Finanzkrise entstehen. Wir wollen keinen Coronaschock für die deutsche Wirtschaft", sagte Söder der Deutschen Presse-Agentur in München. Dazu zählten Bürgschaften, Steuerstundungen und, "ganz wichtig", Kurzarbeitergeld. "Das ist nötig, damit es nicht zu erheblichen Schäden in der deutschen Wirtschaft kommt." Auch wenn sich das Coronavirus weiter in Deutschland ausbreite, müsse die Wirtschaft am Laufen gehalten werden.
Angesichts des sich auch in Bayern ausbreitenden neuartigen Coronavirus fordert die Landtags-SPD die Einrichtung regionaler Testzentren. Diese sollten möglichst in jedem Landkreis des Freistaats eingerichtet werden, sagte die Gesundheitsexpertin der SPD-Landtagsfraktion, Ruth Waldmann.
Die von der Staatsregierung beworbene Info-Hotline beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist Waldmann zufolge so überlastet, "dass die Anrufer nicht mal in eine Warteschleife kommen, sondern gleich aus der Leitung fliegen". Besser wäre eine zentrale Anlaufstelle im Landkreis, in Gesundheitsämtern, Mehrzweckhallen oder auch Zelten, wo man sich testen lassen könne, ohne möglicherweise andere anzustecken, sagte Waldmann, die auch stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Landtag ist. "Mit Hausbesuchen durch den Bereitschaftsdienst kann man den zusätzlichen Corona-bedingten Bedarf wohl nicht mehr abfangen."
Huml sagte dazu am Sonntag, dass Testzentren Probleme mit sich bringen könnten, eben weil die Menschen dort gegebenenfalls in der Warteschlange stünden und sich dann ansteckten. Eine sogenannte aufsuchende Testung - bei der die Betreffenden zu Hause getestet würden - könnte eine bessere Lösung sein.