Zwischen Computer und Lagerhalle
Selina Auburger macht eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik
6. Februar 2015, 17:50 Uhr aktualisiert am 6. Februar 2015, 17:50 Uhr
Wer etwas bestellt, hofft darauf, dass es schnell geliefert wird. Dazu muss das gewünschte Produkt gleich zur Stelle sein und verschickt werden. Darum kümmern sich Fachkräfte für Lagerlogistik. Sie nehmen Güter an, lagern die Produkte fachgerecht und planen und organisieren, wo sie die Waren im Lager platzieren. Fachkräfte für Lagerlogistik arbeiten überall, wo es ein Lager gibt. Also in Logistikunternehmen, im Versandhandel genauso wie im Supermarkt um die Ecke. Das Wort Logistik bedeutet dabei, dass sie die Arbeitsschritte bestmöglich organisieren und abstimmen, so dass alle Arbeiten reibungslos verlaufen und so wenig Fehler wie möglich entstehen. Selina Auburger aus Falkenstein ist im zweiten Lehrjahr für diesen Beruf bei der Firma Ingram Micro Distribution GmbH in Straubing.
Viele Schritte von Bestellung bis Lieferung
Bevor ein Paket an der Haustür ankommt, muss es durch verschiedene Stationen. Während wir uns zum Beispiel noch entscheiden, ob wir ein HTC One oder ein iPhone 6 online bestellen wollen, liegen beide Handys in hundertfacher Ausführung in einem Regal einer Logistikfirma. Geht die Bestellung bei deren Partner ein, zum Beispiel über einen Online-Versandhändler, senden die wiederum einen Auftrag an die Logistikfirma in der Nähe. Jetzt beginnt Selinas Arbeit: Ist das gewünschte Handy auf Lager, prüfen die Mitarbeiter, an welchem Regalplatz das Telefon liegt, holen es mit weiteren Bestellungen ab, verpacken es versandsicher in einen Karton und beschriften es mitsamt Lieferschein mit der Lieferadresse.
Damit dieser Prozess reibungslos abläuft, gibt es in Selinas Betrieb verschiedene Abteilungen, in denen jeder einen Arbeitsschritt übernimmt. Die 18-Jährige arbeitet zum Beispiel gerade in der Abteilung "Selbstabholer". Kunden können dort ihre bestellte Ware direkt abholen. "Ich hole die Ware dazu aus einem von unseren beiden Lagern und bereite sie für den Kunden vor. Ich drucke zum Beispiel Frachtbriefe, verpacke die Ware und bringe noch die richtigen Paketaufkleber an", gibt Selina einen Einblick in ihre Aufgabe.
Dieser sogenannte Warenausgang ist aber nur einer von vielen Bereichen, in denen Selina und ihre Kollegen eingesetzt werden. In der Warenannahmezum Beispiel werden die eingehenden Pakete kontrolliert. Schließlich hat eine solche Firma nicht jedes Produkt dauerhaft im Lager. Bei der Kontrolle im Wareneingang stellen sich die Mitarbeiter mehrere Fragen: Ist die gelieferte Ware überhaupt die richtige? Ist die Lieferung komplett? Sind Einzelteile beschädigt? Die geprüfte Ware fahren die Kollegen mit dem Gabelstapler in das richtige Regal.
Elf Fußballfelder voller Kartons
Einfach drauf losfahren, dürfen die Fahrer aber nicht. In Selinas Firma gibt es eine eigene Verkehrsordnung im Lager - für Staplerfahrer, Fußgänger und Rollerfahrer. Viele Kollegen von Selina fahren mit einem kleinen Cityroller zwischen den einzelnen Stationen hin und her. "Unser Lager ist sehr groß. Da ist man mit dem Roller schneller", begründet Selina das etwas eigenartige Bild. Auf über 80.000 Quadratmetern lagern hier Güter in meterhohen Regalen. Das sind umgerechnet knapp elf Fußballfelder.
Neben einer guten Fitness sollten Fachkräfte für Lagerlogistik flexibel sein und sich gut organisieren können, findet Selina. "Außerdem ist viel Eigeninitiative wichtig sowie ein guter Ordnungssinn. Man muss im Team arbeiten und auch gut mit Zahlen umgehen können", zählt Selina wichtige Fähigkeiten für den Beruf auf. Zusätzlich zu ihrer Ausbildung im Betrieb ist Selina einmal im Monat in der Berufsschule in Dingolfing. Dort stehen neben Deutsch, Englisch, Sozialkunde und Sport auch Fächer wie "Beschaffungslogistik", "Güter sichern" oder "Praktisch verpacken" auf dem Stundenplan.
Ob sich Selina für den richtigen Beruf entschieden hat? "Ja, unbedingt. Ich mag die Abwechslung an meinem Beruf. Ich komme mit verschiedenen Menschen in Kontakt, arbeite mit unterschiedlichen Produkten und bleibe dabei fit", schwärmt Selina. "Und an den Muskelkater in den Oberschenkeln gewöhnt man sich schnell."
Experte oder Allrounder - reine Typfrage
Wer sich für eine Ausbildung zum Lagerlogistiker interessiert, sollte sich zuvor gut überlegen, in welchem Betrieb er arbeiten möchte. "Es macht einen großen Unterschied, ob man diesen Beruf in einem kleinen oder einem großen Betrieb ausübt", sagt Marina Dietz. Sie ist Selinas Ausbildungsleiterin. "Das ist als allererstes eine Typfrage. In einem kleinen Unternehmen ist man täglich in den ganzen Prozess von Wareneingang bis Warenausgang eingebunden. In einem großen Betrieb wird man in einem Teilbereich eingesetzt und ist sozusagen Experte auf genau diesem Gebiet - bis man in die nächste Abteilung wechselt."