Berufsportrait
Restaurantfachfrau: Ruhe und Übersicht auch in größter Hektik
6. November 2015, 17:10 Uhr aktualisiert am 6. November 2015, 17:10 Uhr
Der Gast ist König - dieser Spruch wird Alexandra Buchecker während ihrer gesamten Berufszeit innerhalb der Gastronomie begleiten. Die 15-Jährige absolviert seit September eine Ausbildung zur Restaurantfachfau im Hotel Asam in Straubing und arbeitet dabei meist in direkter Nähe zu ihren Gästen. Eine Tatsache, die sie an ihrem Beruf sehr schätzt.
"Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem Büro zu arbeiten, stundenlang nur zu sitzen und jeden Tag das Gleiche zu machen", sagt Alexandra bestimmt. Während ihrer Schulzeit an der Mittelschule Geiselhöring hat sie deshalb viele Praktika absolviert, um den für sie richtigen Beruf zu finden. Die Gastronomie hat der 15-Jährigen sofort zugesagt. "Hier ist es nie langweilig, man lernt viele unterschiedliche Leute kennen und ist immer in Bewegung", zählt Alexandra einige Vorzüge ihres Jobs auf. Da sie erst 15 ist, darf Alexandra laut Gesetz nicht länger als 20 Uhr arbeiten, erklärt Restaurantleiter Markus Kerscher. Deshalb war sie bislang immer für die Frühschicht eingeteilt. Das bedeutet: Arbeitsbeginn ist bereits um 6 Uhr morgens, Arbeitsende um 14.30 Uhr. Ab 16 Jahren dürfen die Azubis dann bereits bis 21.30 Uhr arbeiten. Frühmorgens gilt es, im Hotel alles für das Frühstück vorzubereiten. Da die ersten Gäste bereits um 6.30 Uhr kommen, muss hier jeder Handgriff sitzen. "Das war am Anfang schon schwierig, als ich noch nicht wusste, wo alles steht und was ich genau tun muss", gibt Alexandra zu. Außerdem sollte man als Restaurantfachfrau ja am besten immer ein Lächeln auf den Lippen haben, nett und freundlich sein und versuchen, alle Wünsche der Gäste zuvorkommend zu erledigen. Das ist als Neuling im Betrieb natürlich Höchstleistung.
Ruhe und Übersicht sind wichtig
Mittlerweile haben sich die Abläufe am Morgen aber bei Alexandra eingespielt und jetzt genießt sie die hektische Betriebsamkeit. "Ich versuche, immer Ruhe und Übersicht zu bewahren, das ist wichtig", sagt sie. Zwischen 50 und 100 Gäste gilt es zu bedienen, an den Wochenenden sind es noch mehr, da dann nicht nur Hotelgäste im Asam frühstücken, sondern auch viele Straubinger. "Da lernt man Übersicht und Schnelligkeit am besten", verrät ihr Chef.
Sind alle Spuren des Frühstücks beseitigt, hilft Alexandra meist bei der Bewirtung der Tagungs-Gäste, die im Hotel auch zu Mittag essen. "Alle Tische müssen dann schön eingedeckt und für den Gast ansprechend hergerichtet werden", erklärt sie ihre Aufgaben. Hier ist zum Beispiel wichtig, dass das Besteck genau einen Daumenbreit vom Tischrand entfernt ist und die Servietten immer so gefaltet sind, dass sie zum Gast schauen. Und eingedeckt werden die Tische von den Angestellten nur mit Handschuhen: "Denn die Gästen dürfen auf dem Besteck auf keinen Fall unsere Fingerabdrücke sehen", erklärt Alexandra.
Treffen die Gäste dann ein, werden sie freundlich begrüßt und nach ihren Essens- und Getränkewünschen gefragt. "Bei den Tagungen ist das Essen meist schon vorbestellt, aber wenn ich später mal abends im Restaurant arbeite, muss ich auch Speise- und Getränkempfehlungen geben können und sämtliche Zutaten und Zubereitungsarten unserer Gerichte kennen", weiß die Auszubildende. Küchenwissen ist also extrem wichtig für den Beruf der Restaurantfachfrau, und deshalb wird Alexandra während ihrer Ausbildung selbst auch noch drei Monate in der Küche arbeiten. Ebenso ist ein Einsatz an der Rezeption wichtig, damit sie zum Beispiel das Ein- und Auschecken der Hotelgäste beherrscht.
Konferenzräume vorbereiten
Während die Tagungsgäste zu Mittag essen, müssen in dieser Zeit natürlich auch die Konferenzräume wieder aufbereitet werden. Das ist eine Aufgabe, die Alexandra besonders Spaß macht. "In kurzer Zeit müssen alle Gläser und Flaschen ausgewechselt und der komplette Raum wieder top hergerichtet werden", erklärt die Auszubildende. Hierbei könne sie super selbständig arbeiten und so auch vom Stress des Morgens wieder runterschalten. "Das mache ich total gerne", sagt sie. Zurück im Service gilt es, beim Servieren der Getränke und Speisen darauf zu achten, dass dies vom Gast aus gesehen rechts passiert. Und mindestens drei Teller auf einmal sollte jede geübte Restaurantfachfrau schon tragen können.
"Das finde ich aber immer noch schwierig, vor allem wenn die Teller sehr voll sind", gibt Alexandra zu. "Ich trage lieber zwei Teller und bin dafür schneller."
Drei Jahre dauert die abwechslungsreiche Ausbildung und Voraussetzung dafür ist mindestens ein Qualifizierender Hauptschulabschluss. Die Berufsschule besucht Alexandra momentan zweimal wöchentlich - und dafür fährt sie mit dem Zug nach Landshut. "Die Schule macht aber Spaß. Dort lernen wir zum Beispiel auch, wie man Verkaufsgespräche führt oder wie zum Beispiel Geflügel direkt vor dem Gast richtig tranchiert wird", erzählt sie. Auch das wird nämlich zu ihren Aufgaben gehören, wenn sie etwas mehr Erfahrung gesammelt hat. Nach ihrer Ausbildung, die Alexandra bestmöglich abschließen will, stehen ihr als Fachkraft sämtliche Türen offen. "Es gibt viele Weiterbildungsmöglichkeiten und ich möchte vielleicht sogar mal eine gewisse Zeit in Hotels oder Restaurants in Österreich oder der Schweiz arbeiten. Das würde mich reizen", erzählt die 15-Jährige.
Beruf mit Zukunft
Ausschlaggebend für ihre Ausbildungswahl war für Alexandra auch, dass es sich dabei um einen Beruf mit Zukunft handelt. "Fachkräfte werden hier händeringend gesucht, denn viele schrecken zum Beispiel vor den Arbeitszeiten zurück, die ja oft bis in die Nacht hinein sind und natürlich auch am Wochenende und an Feiertagen. "Darüber habe ich am Anfang natürlich auch nachgedacht, aber das gehört eben dazu und dafür habe ich ja an anderen Tagen frei", sagt sie. Alexandra hat definitiv den für sie richtigen Job gefunden.
Berufssteckbrief
Berufsbezeichnung: Restaurantfachmann/-frau
Ausbildungsdauer: In der Regel drei Jahre. Eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe kann angerechnet werden.
Ausbildungsform: Duale Ausbildung
Schulabschluss: Qualifizierter Hauptschulabschluss, mittlerweile aber bevorzugt Realschulabschluss; wichtige Schulfächer sind Deutsch, Mathematik und Englisch.
Beschäftigungsmöglichkeiten: Restaurants, Hotels, Gasthöfe und Pensionen sowie Kaufhäuser oder Verbrauchermärkte mit Tagescafés.
Weiterbildung: Prüfung als Betriebsleiter/-in der Fachrichtung Hotel und Gaststätten. Spezielle Fortbildung zum Beispiel als Sommelier, Absolvieren eines Meisterkurses. Mit einer Hochschulzugangsberechtigung kann man auch studieren und einen Bachelorabschluss im Studienfach Hotel-, Tourismus- management erwerben. Auch der Schritt in die Selbstständigkeit ist möglich mit einem Restaurant, Cateringunternehmen oder Systemgastronomiebetrieb.