Straubing Tigers
Straubing Tigers brauchen ihre Fans, einen guten Goalie, Tore und ein Wunder
26. März 2013, 9:21 Uhr aktualisiert am 26. März 2013, 9:21 Uhr
Ein bisschen wirken sie wie Boxer in der zwölften Runde - sie sind schwer gezeichnet vom Playoff-Kampf und einer langen Saison, die Spieler der Straubing Tigers. Aber sie sind Bravehearts, die niemals aufgeben. Erst recht nicht vor Spiel vier der Viertelfinalserie gegen Köln am heutigen Dienstag ab 19.30 Uhr in eigener Halle.
Egal, ob Spieler mit Schmerzen oder Spritzen auflaufen, egal, ob man einem Tyler Beechey angesichts seiner Probleme mit seinen Zehen beim privaten Stadtbummel in normalen Schuhen fast über die Straße helfen muss. Sie werden wieder auf die Zähne beißen und sie werden wieder alles geben - so lange das Fleisch willig ist. Und sie werden wieder auf ein Wunder und auf frenetische Unterstützung hoffen, wie beim sensationellen 5:2 am Freitag. "Vielleicht hat das am Sonntag von außen ein bisschen so ausgesehen, dass uns die Kräfte etwas ausgehen. Aber das liegt in erster Linie daran, dass wir immer einem Rückstand nachlaufen mussten. Ich denke nicht, dass die Kraft ein größeres Problem als bei Köln ist. Wichtig ist, dass wir gut regenerieren", sagt Stürmer Bernhard Keil.
Doch wessen Fleisch ist überhaupt noch stark genug für weitere Kraftakte? Grant Lewis fällt für den Rest der Saison aus, Daniel Sparre wohl ebenso, sollten die Tigers nicht das Finale erreichen. Auch Calvin Elfring und Carsen Germyn konnten noch kein einziges Playoff-Match über 60 Minuten bestreiten.
Neben diesen ohnehin schmerzlichen Ausfällen plagen sich auch zahlreiche weitere Spieler neben Tyler Beechey und Matt Hussey mit Blessuren. So mussten Rene Kramer und Sandro Schönberger am Sonntag das Spiel vorzeitig beenden. Wer nun genau heute einsatzfähig ist, entscheidet sich erst kurzfristig am Spieltag, danach richtet sich dann auch die Aufstellung.
Trainer Dan Ratushny hätte da allen Grund, mit dem Schicksal zu hadern. Doch der Coach geht voran: "Wir wollen diesen zweiten Sieg und wir benutzen die Verletzungen nicht als Ausreden oder Entschuldigungen. Die Spieler aus der zweiten Reihe haben schon bewiesen, dass sie in die Bresche springen können."
Kein Zweifel an Bacashihua
Freilich weiß auch jeder: Um Köln zu schlagen, muss alles passen. Das beginnt schon bei der Torhüterleistung. Und zwei der drei Duelle bisher verlor Jason Bacashihua gegen Danny Aus den Birken. Gleich mehrere Treffer in den Auswärtsspielen gingen auf die Kappe des Amerikaners. "Seine größte Stärke ist vielleicht seine mentale Stärke", sagt Ratushny. "Er hat am Freitag schon ein sehr starkes Heimspiel geboten und ich bin mir sicher, er wird das auch jetzt wieder machen."
Und Tore zum richtigen Zeitpunkt gehören auch zu den Schlüsseln zum Erfolg, das hat auch Kölns Trainer Uwe Krupp erkannt. "Die drei Ergebnisse waren zwar eigentlich immer jeweils relativ deutlich, aber die Spieler waren sehr eng. Eine Mannschaft hat es einfach immer geschafft, die Tore zum richtigen Zeitpunkt zu erzielen, meist mehrere hintereinander." Genau jene Treffer brauchen die Tigers auch jetzt im Heimspiel wieder. Denn auch wenn die Tigers bisher in Köln zweimal nicht allzu viel Land sahen, ist in der Serie bisher eigentlich noch nicht viel passiert und hat sich an der Ausgangslage nichts geändert. Straubing muss seine Heimspiele gewinnen und irgendwann einmal in Köln siegen.
Der Plan zum zweiten Heimsieg
Der Plan zählt weiterhin, doch dafür muss heute ein Sieg her. "Wir müssen unsere Chancen verwerten und dürfen nicht wieder solche Tiefs haben wie in den Spielen eins und drei in Köln, denn dann wird es gegen einen solchen Gegner schwer", sagt Stürmer Stefan Ortolf. Ein solches Tief hat Dan Ratushny auch hauptverantwortlich gemacht für die Niederlage am Sonntag: "Innerhalb von sechs Minuten im ersten Drittel hatte Köln zehn gute Torchancen, darunter die drei Treffer und ein Pfostenschuss. Solche Phasen müssen wir verhindern. "Denn verwundbar ist auch Köln: Die Niederlage in Straubing hinterließ bei den Haien Wirkung - schon beim Rückflug am Flughafen Wallmühle beschwerte man sich am Freitag darüber, nicht bis zum Flugzeug aufs Rollfeld mit dem Bus gefahren worden zu sein und verbot der Feuerwehr auch lautstark den Jubel über den Straubinger Sieg.
Schon zuvor brachten sich die Kölner am Pulverturm mit unnötigen Strafen selbst aus dem Rhythmus und wirkten auch am Sonntag bis zum Führungstreffer angespannt und nervös. Da müssen die Tigers ansetzen: Sie müssen versuchen, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, wenig Spielfluss aufkommen zu lassen, damit Köln seine läuferische Überlegenheit und Klasse nicht ausspielen kann. Ein Sieg heute käme unter den schwierigen Voraussetzungen einem Wunder gleich - aber am Pulverturm sind schon die unglaublichsten Geschichten passiert. Und auch ein Boxer ist erst K.o., wenn er am Boden liegt oder das Handtuch wirft. Und beides ist bei den Straubing Tigers und ihren Fans noch lange nicht der Fall.