"Ganz klar, fünf Punkte gewonnen und nicht einen verloren. Absolut klar." Selten musste Tigers-Trainer Dan Ratushny so wenig überlegen wie am Sonntag auf die Frage, wie sehr er denn den späten Ausgleich von Ingolstadt noch als verlorenen Punkt sieht.

Und Manager Jason Dunham konnte ihm da nur recht geben. "Wenn mir das vor dem Wochenende unter diesen Voraussetzungen jemand gesagt hätte, dass wir fünf Punkte holen"

In der Tat darf man es fast schon als Wunder bezeichnen, was die Tigers am Wochenende geschafft haben. In beiden Spielen fehlten Andy Canzanello, Blaine Down, Daniel Sparre, Florian Ondruschka und Markus Hundhammer. Am Freitag zudem Sebastian Osterloh, der am Sonntag dabei war, dafür fehlte dort dann Bernhard Keil. "Der Plan war eigentlich ein anderer. Aber da ohnehin so viele Spieler fehlten und wir auch schon am Freitag nur fünf Verteidiger hatten, habe ich gesagt, ich probiere es", so der grippegeschwächte Verteidiger zu seinem Einsatz am Sonntag.

Unmenschliches Laufpensum

Dort fielen dann zeitweise während des Spiels auch noch drei Leute aus: Rene Kramer bekam einen Pferdekuss, Tyler Beechey einen Schuss auf den Fuß und Carsen Germyn hat Probleme am Knöchel. Am längsten fehlte Beechey mit rund 20 Minuten, einer von vier noch dazu grippegeschwächten Spielern - neben ihm und Osterloh noch Sandro Schönberger und Laurent Meunier.

Fast schon unmenschlich war unter diesen Voraussetzungen das Laufpensum von Meunier. Und Beechey, der sich kaum mehr richtig auf den Schlittschuhen halten konnte, ließ sich in der Kabine spritzen und kehrte im Schlussabschnitt zurück. Dass da am Schluss gegen Ingolstadt im Team die Kräfte schwanden, war da nur allzu normal. "Wir haben eine super Einstellung gezeigt", war nicht nur Sebastian Osterloh stolz auf das Team. "Viele Spieler haben gefehlt, auch schon am Freitag. Wir haben dieses Wochenende gezeigt, was in uns drin steckt. Wir haben beide Spiele verdient gewonnen."

Das sah Stürmer Carsen Germyn genauso: "Wir haben gut gespielt und Cash hat unglaubliche Reaktionen gezeigt. Er hat uns immer im Spiel gehalten, wenn es eng wurde. Insgesamt haben alle Reihen von uns gut gespielt und zusammen haben wir verdient gewonnen." Und so gilt auch für den Kanadier - auf jeden Fall fünf Punkte gewonnen und keine Trauer über ein spätes Gegentor: "Wir hatten so viele verletzte und kranke Spieler. Die Vorzeichen für die beiden Spiele waren nicht gut. Gegen die Panther hatten wir am Ende einfach Pech, das war ein unglückliches Tor gegen uns. Aber in der Verlängerung haben wir uns ja dann den zweiten Punkt geholt und waren damit zufrieden."

Turnaround geschafft?

Vier Siege aus den letzten sechs Spielen, in fünf der letzten sechs Spiele gepunktet, wieder unter den ersten Zehn festgesetzt - haben die Tigers tatsächlich den Turnaround geschafft? Es sind nicht nur die Ergebnisse, es ist vor allem auch das Auftreten des Teams, das Hoffnung macht. "Wir haben es in den letzten zwei, drei Wochen geschafft, mehr Konstanz über 60 Minuten in unsere Spiele zu bringen", sagt Trainer Dan Ratushny. Und wirkten die Auftritte vor einigen Wochen teilweise noch emotions- und kraftlos, so ist dies nun wieder ganz anders. Chancen werden wieder kreiert, der Gegner druckvoll zu Fehlern gezwungen - ja, die Tigers sind zurück in dieser Saison.

Das wurde auch an der Reaktion auf das späte Ingolstädter Ausgleichstor deutlich: "Die Mannschaft hat darauf eine beeindruckende Reaktion gezeigt und das schnell weggesteckt", so Ratushny. "Sie wollte den Sieg und war sofort wieder in der Offensive zu finden." Für Stefan Ortolf ist es übrigens kein Wunder, dass es trotz der Personalsorgen auch am Sonntag keinen großen konditionellen Einbruch gab: "Wir sind fit, das sieht man." Und Ratushny hatte auch noch einen anderen Grund parat: "So ein großer Sieg wie am Freitag gibt einem Team natürlich auch zusätzliche Energie."

Geburtsvorbereitungskurs

Und so bleibt nach einem Wochenende bei den Tigers mal wieder Zeit, um sich um die "wirklichen" Probleme des Lebens zu kümmern. In rund fünf Wochen ist im Hause Germyn zum Beispiel der Geburtstermin für das erste Kind. Der Geburtsvorbereitungskurs läuft ohne den Papa ab. "Aber dafür soll ich dann mal zum Babyschwimmen. Da bin ich ja mal gespannt, hoffentlich bin ich da nicht der einzige Mann", lacht Carsen Germyn. Ja, wer mit solchen Problemen zu kämpfen hat, der hat wahrlich ein erfolgreiches Wochenende hinter sich.