Es geht wieder los. Die DEL startet in ihre 21. Saison und die Straubing Tigers in eine ungewisse Zukunft. In den Wochen vor dem Saisonstart stellte man sich viele Fragen. Sind die Tigers trotz eines geringeren Etats wettbewerbsfähig? Hat sich der Kader im Vergleich zur Vorsaison vielleicht sogar verbessert? Was kann der neue Trainer Rob Wilson bewirken? Letztlich kann man festhalten, dass die Tigers in der Vorbereitung einen insgesamt positiven Eindruck hinterlassen haben. Ob es aber auch reicht und man bis zum Ende um die Pre-Playoff-Plätze mitspielen kann, wird sich erst im Verlauf der Saison zeigen. idowa hat vor dem Saisonbeginn am Freitag gegen Vize-Meister Kölner Haie die Eindrücke der Vorbereitung zusammengefasst.

Torhüter:

Im Tor ist eine deutliche Steigerung zur Vorsaison zu erkennen. Durch die Verpflichtung von Dustin Strahlmeier, von vielen Experten als bester Goalie der vergangenen DEL2-Saison eingeschätzt, lastet der gesamte Druck nicht mehr allein auf Jason Bacashihua. Strahlmeier konnte in seinen Einsätzen in den Vorbereitungsspielen seine Klasse stets unter Beweis stellen und mit ihm im Rücken darf sich Bacashihua auch keine Schwächephase mehr erlauben - der Konkurrenzkampf lebt erstmals sein Jahren wieder im Tigers-Tor!

Abwehr:

Überraschend war sie nicht mehr, aber umso wichtiger: Die Verpflichtung von Thomas Gödtel kurz vor Saisonstart. Der 31-Jährige überzeugte in der Vorbereitung, war vor allem in der Offensive ein wichtiger Faktor im Tigersspiel. Mit ihm hat man eine weitere Alternative, die sich zu Beginn der Vorbereitung nicht abgezeichnet hatte. Sein Reihenpartner Andy Canzanello hatte gleich im ersten Testspiel gegen Medvescak Zagreb einen dicken Aussetzer, konnte seine Leistung in den darauffolgenden Spielen aber stabilisieren.

Neuzugang Dylan Yeo hat gezeigt, dass er für die Tigers durchaus eine Bereicherung sein kann und hat in der Vorbereitung seine Sache gut gemacht. Ordentlich präsentierten sich auch Florian Ondruschka, René Kramer und Alexander Dotzler. Eine untergeordnete Rolle im System von Rob Wilson scheint dagegen Sebastian Osterloh zu spielen, der in den Vorbereitungsspielen überwiegend in der vierten Reihe zum Einsatz kam. Enttäuscht hat erneut auch Sören Sturm, der nach seiner schwachen letzten Saison auch seine zweite Chance bisher noch nicht so richtig nutzen konnte.

Angriff:

Rob Wilson hat einen guten Schachzug gemacht, indem er die erste Reihe, von der in der vergangenen Saison nahezu alles abhängig war, getrennt hat. Carsen Germyn ist in die zweite Reihe gerutscht, dafür stürmt jetzt Neuzugang Sacha Treille neben dem neuen Kapitän Laurent Meunier und dem Topscorer der vergangenen beiden Jahre Blaine Down. Gemeinsam mit Germyn dürften zu Saisonbeginn Harrison Reed, vergangene Saison Topscorer der DEL2, und Tobias Wörle auf dem Eis stehen.

Als dritter Center war eigentlich Thomas Brandl fest eingeplant, muss aufgrund eines Anrisses des Kreuzbandes aber längerfristig ersetzt werden, wenngleich das schwierig ist, wie Manager Jason Dunham auch Tage nach der Diagnose noch betont: "Es ist einfach traurig. Thomas wurde in den letzten Monaten so stark, hat Verantwortung übernommen. Er ist ein Spieler, den man nicht ersetzen kann." Anstelle Brandls wird nun wohl Peter Flache in der dritten Reihe neben René Röthke und Sandro Schönberger oder Marcel Brandt, immerhin Toptorjäger der Vorbereitung, auflaufen.

Wie schnell man Ausfälle kompensieren muss, haben die Tigers in der Vorbereitung leidvoll zu spüren bekommen. Gut ist deshalb, dass die Kooperation mit dem ESV Kaufbeuren intensiviert wurde. So hat man mit Stefan Loibl und Manuel Wiederer zwei große Talente in der Hinterhand, die in der Vorbereitung ihr Potential bereits angedeutet haben, aber noch Zeit brauchen und deshalb behutsam an die DEL herangeführt werden sollen. Aber wenn Not am Mann ist, dann kann man Loibl/Wiederer auch ohne größere Bedenken einsetzen. Zum Saisonstart kehrt mit Karl Stewart noch eine Option zurück, die verletzungsbedingt fast die gesamte Vorbereitung fehlte. Der Kanadier wird sich mangels Spielpraxis aber wohl erst einmal hinten anstellen müssen und sich einen Platz in den vorderen Reihen erst einmal erkämpfen müssen.

Trainer:

Rob Wilson ist das Gegenteil von seinem Vorgänger Daniel Ratushny. Er ist direkt, laut und fordert von seiner Mannschaft unermüdlichen Einsatz. Ein hartes Training, wie es unter Wilson in den letzten Wochen zu beobachten war, hat man in Straubing schon lange nicht mehr gesehen. Er hat offensichtlich die richtigen Schalter umgelegt und neuen Schwung in die Mannschaft gebracht. Wenn er seine ersten positiven Eindrücke auch während der Saison bestätigen kann, dann ist er genau der richtige Mann am richtigen Ort und für die Tigers Gold wert.

Fazit:

Die Tigers starten als einer der großen Außenseiter in die DEL-Saison - eine Rolle, die den Niederbayern in der Vergangenheit oft gut zu Gesicht stand. Auch wenn der Etat reduziert wurde, hat man das Gefühl, dass die Mannschaft einen Schritt nach vorne gemacht hat, gerade als Team zusammengewachsen ist. Die Ergebnisse der Testspiele - wenngleich natürlich nur wenig aussagekräftig - haben auch gepasst. Ein großes Manko bei den Tigers ist jedoch nach wie vor die kleine Kadergröße, mehrere Ausfälle auf einmal sind nur schwer zu kompensieren, manche Spieler kaum zu ersetzen. Dennoch kann man festhalten: Wenn alles zusammenpasst, hat diese Mannschaft das Potential, zu überraschen und kann mit Sicherheit den ein oder anderen der Großen ärgern.