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Mittermaier-Serie: Wie die Gold-Rosi ihren Seelenpartner fand

Die große Serie der Abendzeitung zum Tode der deutschen Sportlegende Rosi Mittermaier († 72). Heute der zweite Teil: Wie die Gold-Rosi einst in Christian Neureuther ihren Seelenpartner fand.


...und sie zelebrieren alles gemeinsam - Fallschirmspringen...

...und sie zelebrieren alles gemeinsam - Fallschirmspringen...

Von Florian Kinast

Alles begann mit einem Sturz, Ende 1965. Rosi Mittermaier hatte nach einem Rennen im Allgäu noch Zeit für einen Abstecher ins Kleinwalsertal zum Engel-Cup, einem Juniorenslalom. Und so stand die damals 15-Jährige neben der Piste, als plötzlich einem der Läufer direkt vor ihr die Bindung aufging. "Der ist dann im Schnee gelegen und hat fürchterlich glacht", erzählte Rosi Mittermaier einmal der AZ, "des hat mir imponiert, weil ich mir gedacht hab, der Bursch hat Humor, der nimmt des ned so ernst." Der Bursch war der Neureuther Christian, der damit gleich ein erstes Mal zu ihren Füßen lag. Am Anfang der großen Liebe fürs Leben. Einer glücklichen Partnerschaft, die mehr als fünfeinhalb Jahrzehnte hielt. Bis zu Rosis Tod am vergangenen Mittwoch.

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...ie Hochzeitsreise in die Dominikanische Republik sowieso...

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Szenen einer langen Liebe: Rosi trägt ihren Christian auf Händen...

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...selbst das Skiwachsen war Pärchensache.

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...Christians Weltcup-Sieg in Kitzbühel 1979...

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...und natürlich auch die Erfolge: Rosis Olympia-Gold 1976 und...

Die Beziehung erwuchs langsam, sachte aneinander herangetastet habe man sich, erzählte der Christian einmal. Ganz verträumt romantisch, ein bisserl so wie in den Werken von Joseph von Eichendorff, Neureuthers Lieblingslyriker in seiner Jugend.

Manchmal habe man sich wochenlang nicht gesehen und sich nur Briefe schreiben können, seitenlang und dann immer inniger und persönlicher. Jeden Vormittag habe er auf den Postboten gewartet, in der Hoffnung auf einen neuen Brief von seiner Rosi. Nicht jeden Tag hatte der Briefträger einen dabei. Aber doch recht oft.

Ihre Zuneigung zeigte die Rosi freilich nicht nur beim Schreiben, sondern auch, als sie ihm Mützen strickte. Zwei links, zwei rechts, weiße Mützen, ganz ohne Muster, so wie Neureuthers Vorbild Toni Sailer sie immer trug.

Auf Dauer blieb das junge Glück freilich nicht mehr geheim, im Verband und auch bei der eingeweihten Alpin-Journaille wussten immer mehr Bescheid. Bei den Winterspielen 1972 in Sapporo schlichen Christian und Rosi einmal heimlich aus dem Olympischen Dorf, in der Hoffnung auf einen ungestört zweisamen Abend in einer entlegenen Bar - als sie dort auf ein gutes Dutzend deutscher Olympia-Reporter trafen. Über das junge Glück von Rosi und Christian schreiben, das tat aber keiner der Journalisten. Die Privatsphäre war Ehrensache.

Vier Jahre später in Innsbruck war das anders, beide galten bereits als Traumpaar des Skisports, so wurde Christian Neureuther nach Mittermaiers Doppel-Gold von Innsbruck auch in der "Süddeutschen Zeitung" als der "Rosi-Freund" bezeichnet und mit den Worten zitiert: "Ich freu mich narrisch für sie." Er selbst fuhr in Innsbruck wie auch 1980 als jeweils Fünfter knapp an einer Medaille im Slalom vorbei. In Lake Placid um lächerliche acht Hundertstel, weshalb er im Anschluss mit seiner Rosi beim Eishockey nach Ablenkung von seinem Frust suchte - und auf der Tribüne das legendäre 4:3 der USA gegen die übermächtige Sowjet-Sbornaja sah.

Im gleichen Jahr heirateten beide, erst standesamtlich in Reit im Winkl samt Hochzeitsmahl im örtlichen Unterwirt, zwei Wochen später, am 7. Juni, kirchlich in der Wallfahrtskapelle St. Anton am Nordrand von Partenkirchen. Ein Spektakel mit 15 000 Schaulustigen, die Stunden vor der Trauung am Straßenrand Spalier standen, bevor Christian im Werdenfelser Trachtenanzug und Rosi in Lechtaler Tracht bei Heinz Summerer vor den Altar traten, dem Olympia-Pfarrer der Sommerspiele von 1972. Mit dabei die geladene Sportprominenz: Willi Daume, Franz Klammer, Sepp Maier, Fritz Walter und auch Toni Sailer. Diesmal ohne weiße Mütze.

Immer wieder wurden die beiden im Lauf der Jahrzehnte nach dem Geheimnis ihrer glücklichen Ehe gefragt, wo denn der Schlüssel zu ihrer Liebe liege. Die Rosi sagte daraufhin ganz gern und ganz einfach: "Es liegt halt daran, dass wir uns immer aufeinander verlassen können. Das ist das Allerwichtigste." Und wenn man die beiden in ihrem Haus in Garmisch besuchte, dann war immer dieses Grundgefühl zu spüren, von grenzenlosem Vertrauen und tiefer Vertrautheit.

Einen Gegensatz zu sich selbst nannte die Rosi den Christian einmal, weil "er die Dinge beherrscht, die ich nicht kann." So war er immer der Organisator, der Planer, der Macher, der sich ums Geschäftliche kümmerte, um Werbeverträge, Buchprojekte, Auftritte und Termine, um die Existenzgrundlage der beiden nach ihrer aktiven Karriere. Sie war dagegen der Ruhepol, unaufgeregt und tiefenentspannt. Hauptsach', dass es den Kindern gut geht, die Blumen im Garten schön aufgehen und die Dampfnudeln ned zu trocken sind.

Wer ein Gespür für die große Liebe der beiden zueinander bekommen möchte, dem sei die gerade eben wiederholte und in der BR-Mediathek abrufbare, wunderschöne Episode der "Lebenslinien" über Rosi und Christian empfohlen. Die berührendsten Minuten kommen ganz am Ende einer Bergwanderung. Als es um große Ziele geht, ob sie noch einen Traum einer großen Fernreise geht, meint Christian, solche Bergtouren wie diese in den bayerischen Alpen würden fürs Glück schon reichen, mehr brauche es gar nicht: "Das Ziel ist, dass man noch lange hier so raufkommt und dann abischaun kann. Das gibt dir mehr als jede Welle in Hawaii."

Irgendwann werden sie wieder gemeinsam ganz weit oben sein, dort, wo die Rosi jetzt ist, hoch droben im Himmel überm Werdenfels. Dann werden sie miteinander singen und lachen. Und für immer zusammen abischaun.