Nürnberg/Ansbach
Tausende demonstrieren in Bayern gegen Corona-Maßnahmen
19. Dezember 2021, 17:24 Uhr aktualisiert am 19. Dezember 2021, 15:57 Uhr
Tausende Menschen haben am Wochenende im Freistaat gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert. In das gleiche Horn bliesen in Nürnberg auch die AfD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag. Das ließen nicht alle Bürgerinnen und Bürger unwidersprochen.
Der Unmut über die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hat am Wochenende rund 28.000 Menschen im Freistaat auf die Straßen getrieben. Den größten Andrang gab es am Sonntag in Nürnberg und in Schweinfurt. Aber auch andernorts war einiges los. Zudem gab es in vielen Kommunen auch Gegendemonstrationen, auf denen Bürgerinnen und Bürger für ein solidarisches Miteinander warben.
So kamen in Nürnberg nach Angaben der Polizei mehr als 2.000 Menschen zu Gegenprotesten zusammen. Denn auf dem Volksfestplatz hatte das Bündnis "Schüler stehen auf" zu einer Demonstration aufgerufen. Die Polizei ordnet dieses Bündnis der "Querdenker"-Szene zu. Diese Szene sei sehr heterogen und umfasse alle politischen Strömungen, sagte Polizeisprecher Michael Konrad. Es seien sicherlich auch Menschen aus dem rechtsextremen Spektrum dabei gewesen.
Demonstrantinnen und Demonstranten zogen mit Plakaten und Transparenten durch die Südstadt, auf denen "Denkpflicht statt Impflicht" oder "Wir halten Stand" geschrieben war. Auch Schriftzüge wie "Impfen macht frei" - die von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in Bayern als antisemitisch bewertet werden - seien zu sehen gewesen. Unter den Demonstranten waren Menschen aller Altersgruppen, auch Familien mit Kindern. "Die "Querdenker" haben zwischen 10.000 und 12.000 Teilnehmer mobilisieren können", sagte Konrad.
Rund 2.500 Menschen zählte die Polizei zudem bei einer AFD-Kundgebung in der Nürnberger Innenstadt, bei der auch die beiden Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Alice Weidel und Tino Chrupalla, auftraten. Beide sprachen sich gegen eine Impfpflicht aus. "Niemand darf gegen seien Willen zu einer medizinischen Behandlung gezwungen werden", betonte Weidel. Nicht einmal einen Kilometer entfernt erinnerte zeitgleich eine "Menschenkette für Menschenrechte" an die Corona-Toten. "Wir stehen gemeinsam auf gegen Hetze, Desinformation und Verschwörungstheorien", schrieb Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) dazu auf Twitter.
Auch im unterfränkischen Schweinfurt haben bei einer nicht angemeldeten Veranstaltung bis zu 3.000 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert, wie die Polizei mitteilte. Es seien keine Straftaten angezeigt worden, jedoch wurden mehrere Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Zeitweise waren Sicherheitsabstände nicht eingehalten worden. Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten immer wieder versucht, sich in Kleingruppen abzusondern. Einen "unkoordinierten Versammlungsverlauf" verhinderte die Polizei jedoch nach eigenen Angaben.
Bereits am Samstag hatten laut Polizei mehr als 15.000 Menschen - allerdings in verschiedenen Orten im Freistaat - gegen die Corona-Maßnahmen protestiert. Im Großen und Ganzen blieb es dabei friedlich, doch in Traunstein wurde nach Angaben der Polizei ein Beamter leicht verletzt, nachdem ein Teilnehmer einen Platzverweis erhalten hatte. Auch in anderen Kommunen gab es Platzverweise sowie Anzeigen wegen Verstoßes gegen die Maskenpflicht oder wegen Beleidigung.
Die größte Demo am Samstag war in Ansbach, gut 40 Kilometer westlich von Nürnberg. Da die meisten der - von der Polizei geschätzten - 4.200 Teilnehmer die Anordnung, mindestens medizinische Masken zu tragen, am Anfang nicht einhielten, stoppten die Beamten den Zug vorübergehend.
In Augsburg versammelten sich laut Polizei rund 2.300 Maßnahmenkritiker. In Regensburg waren es demnach in der Spitze rund 2.400 Menschen. 2.300 Kritiker protestierten nach Polizeiangaben in Neumarkt in der Oberpfalz. In Bamberg versammelten sich zwischen 1.800 und 2.000 Maßnahmengegner, wie ein Polizeisprecher sagte. Auch in anderen Städten und Gemeinden im Freistaat gab es Versammlungen mit bis zu einigen hundert Teilnehmern. An vielen Orten formierten sich auch Gegendemonstrationen, die unter anderem ihre Solidarität mit dem Pflegepersonal ausdrückten.