Interview
Sänger Rainer Gärtner von „Impala Ray“ verrät, welche Themen sie zum Songwriting inspirieren
3. März 2016, 16:28 Uhr aktualisiert am 3. März 2016, 16:28 Uhr
Die Band "Impala Ray" aus München macht etwas, was sich vorher kaum einer getraut hat: Typisch bayerische traditionelle Instrumente wie ein Hackbrett auf eine Festivalbühne stellen und darauf spielen. Sie nennen es "BayFolk", bayerischen Folk. Und egal, wie es heißt: Was die Mädels und Jungs abliefern, macht gute Laune. Gut, dass "Impala Ray" am Samstag, 14. Mai, auf dem Pfingst-Open-Air in Salching auftreten. Was es mit dem Motto "Stay gschmeidig" von "Impala Ray" auf sich hat, worin die Herausforderung beim zweiten Album liegt und wie man es schafft, ohne Proberaum trotzdem zu üben, verrät Sänger Rainer im Interview.
Ihr seid gerade wieder im Studio. Wie lief's, wann kommt das Album raus und wie wird es klingen?
Rainer: Ja, wir sind aktuell noch im Studio und schrauben weiter an unserem eigenen Sound. Die Herausforderung liegt nämlich darin, unsere ungewöhnliche Besetzung mit Tuba, Hackbrett und Drums so fett und gschmeidig zu produzieren, dass es sich nach modernem Folk und nicht nach Volksmusik anhört. Gerade Tuba und Hackbrett arbeiten wir wunderschön heraus. Allein das Hackbrett hat so einen eigenen Sound, das kann man nicht mehr einordnen. Das ist dann eine Mischung aus Klavier, Mandoline und Synthie. So einen Sound hat es in der Popmusik bisher noch nie gegeben! Geplant ist die Veröffentlichung für diesen Sommer.
Das Album soll sich nach dem ersten, das von Berg und Tal handelte, um das Element Wasser drehen. Wie kam es zu der Idee und was steckt dahinter?
Ich liebe Konzeptalben. Das letzte Album erzählte von meinem Ursprung, dem Old Mill Valley, aus dem mein Urgroßvater stammt, und von wo er wilde Geschichten beschreibt. Das kommende Album "From the Valley to the Sea" beschreibt die Reise von den Bergen hin zum Meer. Wie ein Fluss, der immer im Meer münden wird. Das Album erzählt von der Sehnsucht nach dem Meer, nach der großen Freiheit, der Weite, dem Horizont. Ähnlich wie "The Gambler" gibt es auch wieder einen Song eines markanten Typen: den "Sailor". Der Song ist an die Geschichte von Hemingways "Der alte Mann und das Meer" angelehnt, der tagelang mit einem Marlin kämpft. In jedem Song spielt das Wasser mit, entweder textlich oder instrumentell.
Welche Vor- und Nachteile hat es, im Vergleich zu einem kuscheligen Kellerclub auf einer großen Festivalbühne zu spielen?
Ja, tatsächlich sind wir eher die Festivalband, da wir - so oft es geht - draußen sind. Wir haben keinen Proberaum, daher spielen wir im Sommer draußen an der Isar oder im Englischen Garten. Dagegen ist ein kleiner Club immer unschlagbar, wenn es um die Nähe zum Publikum geht. Du bekommst unmittelbar Feedback von deinem Publikum. Kommt die Show gut an, schreien und tanzen die Leute mit dir. Das schiebt unglaublich an!
Woher nimmst du die Inspirationen für eure Songs? "The Gambler" handelt ja von deinem Urgroßvater, der beim Schafkopfen Haus und Hof verspielt hat...
Inspiriert werde ich sehr oft von der Natur oder vom Leben. So eine Story wie von meinem Urgroßvater erzählt einen Abschnitt aus seinem Leben. Tragische Figuren, die Sehnsucht nach Freiheit, die Suche nach Glück im Leben und das Scheitern sind die Themen, die ich liebe.
Du nennst euren Musikstil "BayFolk", also Bayerischer Folk. Wie fühlt es sich an, einen eigenen Stil erfunden zu haben und gibt es schon viele Nachahmer?
(lacht) Bis jetzt kenne nur ich so eine Truppe, die mit bayerischen Instrumenten Westcoast-Folk macht. Ich meine: Entweder schwimmst du in der Kunst mit und machst das, was schon immer gut funktioniert hat, oder du schmeißt einfach alle Regeln über Bord und probierst mal was Neues aus. Einen Ausflug auf dem Kreuzfahrtdampfer kann jeder machen - aber wie ist es, mit dem selbstgebauten Floß den Mississippi runter zu schippern? Du kannst damit natürlich grandios untergehen, aber dann hatte ich wenigstens noch ein bisserl Spaß.
Euer Motto lautet "Stay gschmeidig". Was bedeutet "gschmeidig" für dich?
Gschmeidig hat sehr viele Bedeutungen. Zum einen kann sich jemand gschmeidig, also anmutend, elegant bewegen. Dann sag ich: Schau, des Mädel is a Gschmeidige! Oder du bist ein lockerer und entspannter Typ, der gschmeidig bleibt, obwohl gerade die halbe Welt um dich herum zusammenbricht. Ich kann leider nicht mehr gschmeidig bleiben, sobald ich Hunger bekomme. Dann werde ich grantig und unruhig (lacht).
Wenn du nicht auf der Bühne stehst oder an neuen Songs schreibst, gehst du gerne klettern. Wo gehst du diesem Hobby am liebsten nach und was fasziniert dich an dem Sport so?
Klettern ist wie Meditieren. Du bist am Fels und konzentrierst dich nur auf deine nächsten Züge. Wenn ich mal mit einem Song nicht weiterkomme, gehe ich raus an die Wand. Da kann ich abschalten und den Kopf frei bekommen. Tolle Spots gibt es im Frankenjura oder früher, während meiner Studentenzeiten in Passau, waren wir immer im Inntal direkt neben dem Inn beim Klettern.