Corona-Pandemie
Sorgen vor erneuten Schulschließungen im Herbst
11. Juli 2021, 13:52 Uhr aktualisiert am 11. Juli 2021, 13:52 Uhr
Viele Familien blicken mit Sorge auf das kommende Schuljahr. Wird es das dritte Corona-Schuljahr mit Ausfällen, Einschränkungen und Schließungen in Folge?
Mit Blick auf das kommende Schuljahr haben sich Politiker verschiedener Parteien für die Aufrechterhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen und Impfungen ausgesprochen, um erneute Schulschließungen zu verhindern. Der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, warnte davor, Schülerinnen und Schüler wieder ins sogenannte Homeschooling zu schicken.
Bis zum nächsten Schuljahr müssten Schulen technisch so umgerüstet werden, dass der Unterricht auch bei schwieriger Infektionslage ungestört fortgeführt werden könne, sagte Schleicher, der auch für den internationalen Schulleistungsvergleich Pisa verantwortlich ist, im "Interview der Woche" von MDR Aktuell. "Diese Schulschließungen dürfen sich einfach nicht wiederholen."
Eine große Zahl junger Menschen sei während der Krise "völlig durchs Raster gefallen", stellte der Bildungsexperte fest. Die Pandemie habe die sozialen Benachteiligungen noch einmal deutlich verstärkt. Schleicher warb dafür, jüngere Kinder und Kinder aus "sozial benachteiligten Schichten" nun gezielt zu fördern.
Sechs Bundesländer in den Sommerferien
Sechs Bundesländer sind inzwischen in den Sommerferien. Die meisten anderen folgen bis zum Monatsende. Anfang August beginnt dann in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern schon wieder das neue Schuljahr.
Bundesfamilien- und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) sprach sich für die Beibehaltung der Maskenpflicht an den Schulen aus. Verschiedene Länder haben das zumindest für die ersten Wochen des neuen Schuljahres auch schon angekündigt, um Übertragungen durch Reiserückkehrer einzudämmen. Lambrecht sagte der "Welt am Sonntag", stundenlanges Maskentragen in den Klassenräumen sei sehr belastend, aber noch notwendig, um einen sicheren Schulbetrieb zu gewährleisten.
Schäuble für Impfungen von jungen Menschen
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) warnte in der "Bild am Sonntag" vor neuen Schulschließungen und sprach sich für die Impfung von jungen Menschen aus, wenn diese das wollten. "Wenn wir es durch Impfungen der 12- bis 17-Jährigen schaffen, dass wir Einschränkungen im Schulbetrieb vermeiden, dann ist das ein gewichtiges Argument", sagte Schäuble. Er plädierte auch dafür, in geschlossenen Räumen weiter Masken zu tragen, bevor man riskiere, wieder Schulen schließen zu müssen.
Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, die Ständige Impfkommission habe bislang keine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ausgesprochen. "Ich halte es jedoch für selbstverständlich, in einer Situation, in der sich die Delta-Variante unter Kinder und Jugendlichen verstärkt ausbreitet, fortwährend zu überprüfen und Empfehlungen gegebenenfalls anzupassen." Hans plädierte zudem für die Fortführung der regelmäßigen Tests in den Schulen.
SPD fordert: Jugendliche stärker schützen
SPD-Chefin Saskia Esken warnte vor Covid-Langzeitfolgen für junge Menschen und forderte, Kinder und Jugendliche stärker zu schützen. "Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren in dem Irrglauben, Kinder und Jugendliche seien nicht gefährdet", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Sie forderte Rücksichtnahme von "den überwiegend geimpften älteren Erwachsenen" und äußerte sich kritisch zu Großveranstaltungen. Tests für Reiserückkehrer und für nicht Geimpfte in Betrieben sollten nach Eskens Ansicht aufrechterhalten werden.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt kritisierte die Bundesregierung: "Wir laufen mit Ansage in einen zweiten Corona-Herbst, und wieder unternimmt die Bundesregierung viel zu wenig, um Kitas und Schulen zu sichern. Kinder, Jugendliche und ihre Familien drohen erneut, vergessen zu werden", sagte sie den Funke-Zeitungen. Sie forderte "jetzt einen Kita- und Schulgipfel, damit sich dieses Planungsversagen nicht wiederholt".
Bildungsministerin Karliczek optimistisch
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hatte sich mit Blick auf das neue Schuljahr optimistisch gezeigt. Sie sei "zuversichtlich, dass diesen Herbst die Schulen grundsätzlich offen gehalten werden können". "Wir haben jetzt eine ganz andere Ausgangslage nach den Ferien. Wir haben eine steigende Impfquote, eine gute Teststruktur", sagte die CDU-Politikerin der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag).