Fehlende Konsequenz
Endras wie eine Bank: Die Adler überfliegen den Pulverturm
16. Oktober 2015, 22:46 Uhr aktualisiert am 16. Oktober 2015, 22:46 Uhr
Für die Straubing Tigers jagt in diesen Tagen ein Highlight das nächste. Diesen Freitag mussten sich die Kufencracks gegen den Meister der letzten Saison beweisen. Die Adler waren in der Stadt. Nach einem heißen Tanz auf dem Eis besiegten diese die Gastgeber souverän mit 4:1.
Gasttrainer Greg Ireland deutete nach dem Spiel mehrfach darauf hin, wie intensiv die Partie geführt wurde. "Und das von beiden Seiten", betonte er. Letztendlich haben es spiezielle Spielerqualitäten in bestimmten Situationen entschieden. Dem pflichtete Larry Mitchell als Chefanweiser der Tigers bei und gratulierte seinem gegenüner zum "hochverdienten Sieg". Außerdem bemängelte er die schlechte Chancenverwertung seiner Truppe. "Letztendlich musst du gegen den amtierenden deutschen Meister schon mehr treffen, wenn du gewinnen willst. Bei über 40 Schüssen ist ein Tor natürlich viel zu wenig - die Punkte gehen verdient nach Mannheim."
Dass sie trotz dem aktuell elften Tabellenplatz attraktiven Eishockey spielen können, demonstrierten die Gäste zu Beginn eindrucksvoll. Sie setzten die Tigers früh unter Druck und ließen den Puck laufen, als würden sie eine Überzahl ausspielen. Die erste Großchance gehörte trotzdem den Gastgebern, als René Röthke in der fünften Minute auf Down querlegte, der an Dennis Endras scheiterte. Die Straubinger fanden ins Spiel und wurden wesentlich pucksicherer. Nun war es an den Mannheimern, sich mit Befreiungsschlägen vor dem Rückstand zu retten. Tatsächlich entwickelten sich die folgenden Szenen nämlich zu einer Art Scheibenschießen der Männer in blau. Immer wieder hielt Maury Edwards während der Straubinger Powerplays aus der Distanz drauf und verfehlte das Gehäuse der Gäste nur knapp.
In Mannheim bleibt man seinem Ruf treu - auch auswärts. Die Meister im Zeitstrafen-Sammeln waren offensichtlich in ihrem Element. Den Tigers konnte und musste man in dieser Phase vorwerfen, ihre Überzahlsituationen viel zu inkonsequent auszuspielen. Allein im ersten Drittel kassierten die Gäste sieben Zeitstrafen - die Tigers somit schon acht Minuten im personellen Vorteil. Doch Dennis Endras erinnerte stets daran, dass er das Tor der deutschen Nationalmannschaft hütete - und das sollte sich bezahlt machen. Kurz darauf - die Gäste ausnahmsweise selbst in Überzahl - jagte Jamie Tardif den Puck Richtung Matt Climie. Von einem Abwehrspieler abgefälscht sprang das Spielgerät Christoph Ullmann auf die Schippe, der nicht lang zögerte und den Adlern eine unerwartete Drittelführung sicherte.
Mannheim mit dem schnellen zweiten Streich
Zwar durften die Gastgeber auch das zweite Drittel mit einem Mann mehr auf dem Feld beginnen. Die Adler ließen sich davon aber nach wie vor nicht beeindrucken und erhöhten prompt auf 2:0. Jonathan Rheault war es, der auf die Reise geschickt wurde und Mann gegen Mann vor Climie auftauchte. Den platzierten Schuss neben den linken Pfosten konnte der Kanadier nicht parieren. Kaum "foulten" sich die Adler etwas weniger in die Kühlbox, fiel es ihnen leichter, ihr Spiel erfolgreich aufzuziehen. Sie gewannen viele Laufduelle und stellten Climie aus allen Winkeln auf die Probe. Wenig später keimte plötzlich Hoffnung im Tigers-Fanblock auf, nachdem die Schiedsrichter nach einem guten Straubinger Konter mit Abschluss den Videobeweis bemühten, um eine Entscheidung zu fällen. Doch dieser ergab: Endras klärte knapp vor der Linie.
Die Unparteiischen schickten die Spieler weiterhin konsequent ins Exil, was sowohl Zuschauer, als auch Spieler nicht immer nachvollziehen konnten. Die Adler kombinierten immer besser und sicherten sich taktisch klug viele Bullys. Das ging nur solange gut, bis wieder einer sitzen musste und die Hausherren das Mannheimer Tor erneut belagern durften. Doch Dennis Endras stand seinen Mann - wollte nichts mehr als seinen Shutout. Auch im direkten Duell mit O'Connor eine Minute vor der zweiten Pause hatte der Kanadier gegen den Deutschen das Nachsehen.
Hinausstellungen nahmen kein Ende
Auch das Schlussdrittel begann mit einem großem Aufruhr. Unter tosenden Beschwerden der Zuschauerränge schickten die Schiedsrichter Sean O'Connor wegen unnötiger Härte für fünf Minuten vom Eis. Mannheim hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst vorgenommen, den Vorsprung nicht mehr aus der Hand zu geben. Im Gegenteil. Carle Mathieu bereitete vor und Ryan MacMurchy netzte sehenswert ein - 0:3 durch die Straubinger Brille gesehen. Diese Sicht wurde jedoch wenige Minuten später durch Tobias Wörle aufpoliert, der nach Zuspiel von Denny Urban und Sandro Schönberger den Endras-Fluch überwinden konnte.
Kurze Zeit später versank das Eisstadion in einem gellenden Pfeifkonzert, als Glen Metropolit nach härterem Einsteigen nur mit zwei Minuten bestraft wurde. Das Tor nutzten die Tigers trotzdem als Initialzündung und drückten auf den Anschlusstreffer. Im Gegenzug dann wieder die Ernüchterung - dachte man zunächst. Doch diesmal gab der Videobeweis den Tigers Recht. Nach einem vermeintlichen vierten Treffer der Mannheimer fiel die Entscheidung auf "kein Tor" wegen hohen Stocks. Danach pendelte die Partie Richtung Abpfiff. Den Deckel drauf machte bei "empty goal" der Tigers dann Ronny Arendt in der letzten Spielminute. Zuvor war Larry Mitchell volles Risiko gegangen und hatte Climie nach einer Auszeit vom Eis genommen. Am Ende stand ein verdienter Sieg der Adler nach einer miserablen Straubinger Schussquote und einem überragenden Dennis Endras.
Ergebnis: 1:4 (0:1/0:1/1:2)
Tore: 0:1 (17:57) Ullmann ( Tardif, Metropolit); 0:2 (21:37) Rheault; 0:3 (47:24) MacMurchy (Mathieu); 1:3 (50:55) Wörle (Urban, Schönberger); 1:4 (59:37) Arendt (Yip, Akdag)
Strafminuten: Straubing: 17 + Spieldauer O'Connor, Mannheim::24
Zuschauer: 4.603
Aufstellung Straubing Tigers: Climie, Strahlmeier; Osterloh, Edwards; Yeo, Urban, Dotzler, Jobke; Bayda, Höfflin, James; Schönberger, Zalewski, Hedden; Down, Brandl, Röthke; Wörle, Hinterstocker, O'Connor