"Hey, guck mal! Da ist Kuba! Schauen wir mal kurz vorbei, würd' ich sagen!" Mit diesen Worten begann unser Landaufenthalt in Kuba und ein Highlight unserer Reise mit der "Thor Heyerdahl". Für ein Jahr sind wir dank des Projekts "Klassenzimmer unter Segeln" (KUS) auf dem Atlantik unterwegs. Nach Panama ist Kuba das Land, in dem wir am längsten waren und wo wir am meisten erlebt haben.

Unsere einzigartige Reise durch das spannende Land begann mit Fahrrädern, einem Luxusgut auf Kuba. Wir hatten für jeden eines mit an Bord. Mit diesen fuhren wir über ein Schlagloch nach dem anderen, sodass unser Hinterteil auf den meist alten Fahrrädern ordentlich durchgerüttelt wurde. Begleitet von einem Reisebus und zwei Polizeimotorrädern ging es über Tabakfelder und durch Täler sowie an den Türen von neugierigen Kubanern vorbei.

Unsere Tour war jedoch kein Zuckerschlecken: Über eine Anhöhe von gefühlten 500 Höhenmetern, bei unseren Nordlichtern schon liebevoll Berg genannt, mussten wir die alten Fahrräder hochschleppen, aber auch die Hitze und Schwüle machte uns fertig. Doch nach 90 Kilometern waren wir endlich in Pinar del Rio, einer mittelgroßen Provinzhauptstadt. Dort besuchten wir die Frederico-Engels-Schule, ein Elitegymnasium, das großes Ansehen genießt. Hier spürt man überall den Nationalstolz, den das Volk seit der Revolution hat. Bei Diskussionsrunden hatten wir die Möglichkeit, mehr über diesen besonderen Staat zu lernen und uns unsere eigene Meinung zu bilden. Diese Tage waren eine sehr interessante Erfahrung für alle Beteiligten und bei einem Salsa-Tanzkurs wurden wir mehr oder weniger erfolgreich in die grundlegenden Tanzschritte eingewiesen. Das reichte noch lange nicht aus, um mit den tanztalentierten Kubanerinnen und Kubanern mitzuhalten. Vor allem die Jungs waren beeindruckt, wie die Kubaner ihre Hüften schwingen lassen, auch wenn sie gerade erst über die Tischkante blicken können.

Unsere Reise ging anschließend weiter mit dem Fahrrad nach Vinales, dem Haupttabak-Anbaugebiet Kubas. Danach ging es zurück nach Pinar del Rio. Dort spendeten wir unsere Fahrräder der Frederico-Engels-Schule. Bald ging es schon weiter nach Havanna, der Hauptstadt Kubas, in der wir nur eine Nacht lang blieben, um am nächsten Morgen in Kleingruppen aus je fünf bis sechs Schülern und einem Lehrer aufzubrechen. Die Gruppen blieben je fünf Tage an folgenden Orten: Santiago de Cuba, Holguín, Matanzas, Santa Clara, Isla de la Juventud und Trinidad. Diese besonderen Erfahrungen konnten wir nach der Exkursion in Havanna ausführlich austauschen und einen entspannten Abend auf der Dachterrasse unseres Hotels genießen. Die folgenden Tage in Havanna wurden von einer Altstadtführung, einem Besuch im Revolutionsmuseum und im Ernest- Hemingway-Haus, aber auch natürlich von der Suche nach Souvenirs für die Liebsten gestaltet.

Nach drei aufregenden und einzigartigen Wochen in Kuba konnten wir endlich unser Zuhause, die "Thor Heyerdahl", wieder beziehen. Besonders dieses Land hat uns alle bezaubert, aber dennoch ist es unmöglich zu sagen, an welchen Ort ich mein Herz verloren habe. Aber was heißt denn schon "sein Herz verlieren"? Vor dem Abenteuer meines Lebens wusste ich das noch nicht, doch nun ist mir klar geworden, dass mir genau das passiert ist. Jedoch habe ich mein Herz nicht an die Karibik, Panama oder Kuba verloren, auch nicht an das Meer - sondern an die Welt.