In der ersten Etappe unserer Reise von Kiel nach Teneriffa lernten wir nautische Grundkenntnisse in den einzelnen Wachgruppen und gewöhnten uns an unseren neuen Lebensstil mit 49 anderen Personen (Schülern, Lehrern und Besatzungsmitgliedern) auf engem Raum, wenig Privatsphäre und der nächtlichen Wache. Nach vier Wochen auf See waren auch die erste Seekrankheiten überstanden und wir kamen voller Reiselust in Teneriffa an. Nach einem schönen, interessanten und ereignisreichen Landaufenthalt freuten wir uns sehr darauf, auf eigene Faust den Atlantik zu überqueren.

Damit kamen aber auch einige Veränderungen an Bord. Es wurde von Tag zu Tag wärmer, so dass wir uns täglich mehrmals mit Sonnencreme einschmieren mussten und alle nur noch in Bikini und Badehose herumliefen - und das im Dezember! Außerdem bauten wir uns aus Paletten und Planen einen Salzwasserpool. Der gefiel bald der gesamten Besatzung. Das ist auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass wir während der angenehmen Abkühlung auch noch einen großartigen Blick über die Weite des glitzernden Ozeans hatten. Die wohl größte Veränderung war jedoch das Einsetzen des Schulalltags. Wir wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Je eine davon hatte Unterricht, während die andere Hälfte mit Hilfe der Stammbesatzung das Schiff Richtung Karibik steuerte. Am nächsten Tag wurde dann getauscht. So hatten wir jeden zweiten Tag Unterricht. Der lief auch etwas anders ab als bei uns zu Hause. So hatten wir zum Beispiel unsere Stunden vorranging An Deck. So in der Sonne merkt man, dass Schule auch ganz schön sein kann. Besonders wenn man um sich herum nur Wasser sieht und einem das warme Atlantikwasser um die Füße schwappt, während man sich auf den Kosinussatz konzentriert. Auch wenn sich das alles sehr nach Urlaub anhört, gab es kaum eine freie Minute, denn neben Wachbetrieb, Reinschiff, Backschaft und Schule standen unter anderem auch die Weihnachtsvorbereitungen an. Denn obwohl es hier auf der Thor von den Temperaturen her wenig weihnachtlich war, ließen wir doch etwas Weihnachtsstimmung aufkommen. Plätzchen backen für 50 Personen im Bikini ist schon etwas besonderes, was noch nicht jeder erlebt hat. Wenn man dazu die typische Weihnachtsmusik hört, denkt man schon an zu Hause. Doch von großem Heimweh kann keine Rede sein, denn wir haben hier immer viel zu tun und jede Menge Spaß, dass dafür gar keine Zeit bleibt.

Auf eigene Faust über den Atlantik
Vor allem die letzten Tage der Atlantiküberquerung hatten es in sich, da in diesem Zeitraum die erste von drei Schiffsübergaben anstand. Während einer Schiffsübergabe übernehmen wir Schüler die Thor Heyerdahl, das heißt, dass alle wichtigen Ämter an Bord an uns übergeben werden. So hatten wir für zwei Tage eine Schülerkapitänin, welche gemeinsam mit unserem Schülersteuermann die Schiffsleitung übernahm. Die eigentliche Stammbesatzung war nur noch im Hintergrund tätig. Während der ganzen Zeit waren alle Schüler sehr motiviert, aber sich auch ihrer Verantwortung bewusst. War es anfangs noch etwas stressig, so wurde alles schnell zur Routine und funktionierte gut. Und so liefen wir nach zwei ereignisreichen und anstrengenden Tagen müde, aber glücklich und auch ein bisschen stolz auf uns in der neuen Welt ein. Auf den Tobago Cays und St. Vincent and the Grenadines war erst einmal Schnorcheln, Baden, Sonnen und Relaxen angesagt. Bei türkisblauem, karibischem Wasser, weißem Strand und unter Palmen genossen wir jede Minute und sammelten wunderbare Eindrücke, die wir wohl nie wieder vergessen werden.

Dann ging es weiter nach Grenada. Dort an Land erfuhren wir viel über die Kultur und das Leben der Menschen erfuhren und die Hauptstadt St. George auf eigene Faust erkunden durften. Auch wenn die Zeit auf den Kleinen Antillen traumhaft schön war, freuen wir uns jetzt auch schon auf Panama und den Rest unserer abenteuerlichen Reise. In diesem Sinne wünschen wir allen ein frohes neues Jahr, welches wir auf den Karibikinseln Cayos Holandeses begonnen haben.
Unter www.kus-projekt.de gibt es das Bordtagebuch der Besatzung zum Mitlesen und Mitfiebern.