Auf zu neuen Ufern
Klassenzimmer unter Segeln
8. Januar 2013, 9:55 Uhr aktualisiert am 8. Januar 2013, 9:55 Uhr
Seit Oktober sind 34 Jugendliche mit dem Projekt "Klassenzimmer unter Segeln" (KuS) der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg auf dem Segelschiff "Thor Heyerdahl" unterwegs. Gemeinsam mit einer Stammbesatzung und Lehrern folgen sie den Spuren von Entdeckern. Auch der 15-jährige Jonathan aus Landshut und die 16-jährige Teresa aus dem Landkreis Regensburg haben ihr Klassenzimmer gegen das Segelschiff getauscht.
Start der Reise war in Kiel mit Ziel Teneriffa. Aufgrund der für diese Jahreszeit günstigen Wetterbedingungen blieb uns größtenteils die Seekrankheit erspart und wir konnten sogar in Falmouth/England und Porto Santo/Portugal Zwischenstopps einlegen. Nach der Zeit in Teneriffa, wo wir den 3718 Meter hohen Vulkan Teide hinaufgeklettert sind, machten wir uns auf dem Weg in die Karibik.
Für diese Etappe, der Atlantiküberquerung, mussten wir viele Vorbereitungen treffen. Bevor wir in Santa Cruz de Tenerife auslaufen konnten, überholte die ganze Crew das Schiff und brachte den Proviant für die nächsten Wochen unter. Mitte November brach die Thor Heyerdahl zu ihrer 24-tägigen Überfahrt in die neue Welt auf.
Eine eigene Welt an Bord
Für alle an Bord war diese Etappe etwas ganz Besonderes. Es entsteht eine kleine, völlig autonome Welt. Brot wird selbst gebacken, Fische geangelt und frisch gekocht. Außerdem startet die erste Unterrichtsreihe, die parallel zum Wachbetrieb läuft. Jeden zweiten Tag stehen neun Stunden Lernen unter Segeln auf dem Stundenplan. Lerninhalte werden an Bord praxisnah unterrichtet.
Wenn das Ökosystem "großer Teich" behandelt wird, spülen uns die Wellen um die Füße und im Unterrichtsfach Spanisch bereiten wir uns direkt auf Aufenthalte in spanischsprachigen Ländern vor. Außerdem können wir astronomische Navigation lernen, um ohne moderne Technik navigieren zu können. Schule muss also nicht immer nur Frontalunterricht sein, sondern kann auch lebensnah und aufregend sein.
Schlafen unterm Sternenhimmel
Neben den vielen Aufgaben wie Backschaft, Wache gehen, Reinschiff, Freiarbeiten und Schule genießen alle die Zeit, in der einfach mal entspannt werden kann. Diese seltene Zeit wird genutzt, um auf dem Trimm-dich-Rad Sport zu treiben, den selbstgebauten Salzwasserpool zu genießen, oder in der Sonne zu liegen. Die meiste Zeit spielt sich mittlerweile an Deck ab und alle verlagern ihre Schlafstätte unter den faszinierenden atlantischen Sternenhimmel. Hier mitten auf hoher See ist man der Natur besonders nah. Die Sonnenauf- und -untergänge sind jeden Tag tolle Momente und alle bekommen nicht genug, das tiefe Blau des Atlantiks zu bewundern.
Einmal begleitete uns zwölf Stunden lang ein Zwergwal. Ein solch beeindruckendes Tier frei zu erleben, war für uns alle ein unvergessliches Erlebnis. Außerdem wird unser Schiff des Öfteren von Seevögeln besucht.
Mit der Natur leben, abhängig von Wind und Wetter sein und wieder zurück zu den wichtigen Werten zu kommen, geschieht hier auf der Thor Heyerdahl von ganz allein und mit großem Spaß. Dinge wie Internet und Fernsehen werden belanglos und unwichtig.
Am Ende der Atlantiküberquerung wartet auf uns eine besondere Aufgabe. Wir sollen unser schwimmendes Zuhause selber in die Karibik bringen. Alle Positionen wie Kapitän, Projektleiter und Wachführer werden von uns übernommen. Damit haben wir das Kommando und legen die letzten Seemeilen in die Neue Welt selbstständig zurück. Dort stehen Landaufenthalte auf Union Island, Grenada und den Tobago Cays auf dem Plan. Danach wird die Crew ihre Segel in Richtung Panama und Kuba setzen.
Autoren: Die Schüler der KuS-Projektgruppe "Öffentlichkeitsarbeit"