Sophias MUT
Bei "Peacehand" in Regensburg gibt's Secondhand Mode
13. März 2020, 14:00 Uhr aktualisiert am 13. März 2020, 14:00 Uhr
Wer ein bisschen darüber nachdenkt, wie ein Oberteil bei H&M fünf Euro kosten kann, findet schnell einen Fehler im System der Modeindustrie. Diesen Fehler hat auch Nicole Heiß entdeckt. Heute ist sie Inhaberin des Secondhandshops "Peacehand" in Regensburg.
Und dann kommt eines zum anderen". Das ist ein Satz, den man oft hört, wenn man mit Menschen spricht, die sich in irgendeiner Weise für die Umwelt einsetzen. Nicole Heiß begann irgendwann, weniger Fleisch zu essen, sich Dokus über die Modeindustrie anzuschauen, Bücher zu lesen und sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Natur und Mensch zu beschäftigen. Das reichte ihr aber schnell nicht mehr. "Ich wollte etwas Eigenes kreieren, leicht zugänglich und für möglichst viele passend." Heute ist sie Gründerin und Inhaberin des Secondhand-Shops "Peacehand" in der Regensburger Altstadt.
Laut Nicole ist Secondhand zu 100 Prozent ressourcenschonend, da man ja nutze, was schon da ist. Es sei außerdem unkomplizierter und oft übersichtlicher, als neue Kleidung fair zu kaufen und sich zuerst einen Überblick über die verschiedenen Zertifizierungen verschaffen zu müssen.
Trotzdem sei ein fairer Einkauf besser als ein konventioneller. Daher gibt es bei "Peacehand" nicht nur Secondhand-Kleidung, sondern auch Neuware wie faire Unterwäsche, Notizbücher aus Graspapier, Mehrweg-Flaschen und Kaffee-Becher und weitere ressourcenschonende Dinge. "Sinnvolle Alternativen", nennt Nicole das.
Lässige und lockere Atmosphäre
Wer den Laden betritt, sieht Kleiderständer voll mit ausgewählten Teilen in Grün, Schwarz, Rot, Gelb, geblümt, gemustert, gestreift. Taschen, Schuhe und Accessoires, viele Pflanzen und gemütliche Sofas. "Ich versuche, in meinem Laden eine coole Atmosphäre zu schaffen", sagt Nicole.
"Es gibt Teile, die sind keine halbe Stunde im Laden. Zum Beispiel eine lässige alte Jeansjacke oder ein seltenes Vintage-Stück", erzählt die 29-Jährige. Verkaufsschlager seien vor allem Kleider und Röcke. Auch Männermode bietet der Laden an.
Nicole selbst kauft keine Kleidung. Sie braucht nicht viel. Dafür sucht sie sich hin und wieder aus den abgegebenen Kleidungsstücken besondere Schätze heraus. Denn das ist das Prinzip von "Peacehand": "Nachdem wir einen Termin vereinbart haben, können die Kunden ihre aussortierte Kleidung bei uns abgeben. Im Normalfall zahlen wir auch eine kleine Entschädigung." Natürlich sind auch Spenden erwünscht. Willkommen ist alles, abhängig von der Saison. "Ich möchte jedes Label weiterverkaufen, auch No-Name-Kleidung." Besondere Stücke oder teure Marken verkauft Nicole auch auf Kommission. Das heißt: "Wir haben zum Beispiel eine Lederjacke oder ein Dirndl drei Monate im Laden und versuchen, das Teil zu verkaufen. Den Verkaufspreis teilen wir uns dann mit dem ehemaligen Besitzer."
Doch was passiert mit der Kleidung, die auch bei Nicole keinen Besitzer findet? "Rund einmal im Jahr veranstalten wir zusammen mit ,ProVeg' einen Flohmarkt für Tierrechte an der Uni in Regensburg. Da versuchen wir nochmal, Kleidung in den Kreislauf zurückzubringen." Einige Teile verschenkt Nicole auch an die Caritas, über Ebay, oder an Upcycling-Projekte wie "manaomea", die aus alten oder kaputten Stoffen beispielsweise neues Material als Plastikersatz herstellen.
Nicht nur im Laden aktiv
Gemeinnützig ist "Peacehand" nicht. Nicole will aber möglichst viel Gemeinnütziges tun. Deshalb ist das "Peacehand"-Team aktiv. Mit Veranstaltungen, Kunstausstellungen bei "Peacehand", Konzerten für den guten Zweck oder Spendenaktionen. Nicoles Ziel: das Mode-Bewusstsein auf ein Umwelt-Bewusstsein ausweiten.