Ein Buch zu Facebook-Profilbildern
Vom Anfänger-Poser bis zum Porträt-Profi
16. November 2012, 9:22 Uhr aktualisiert am 16. November 2012, 9:22 Uhr
München. (dpa) Handy raus, eine Armlänge weit weghalten - und lachen! Nie war fotografieren einfacher als heute. Und viele knipsen sich ständig selbst - Armverrenkungen und kuriose Perspektiven inklusive. Einen Klick später sehen bereits Hunderte Nutzer das neue Profilbild auf Facebook. Viele wollen der Welt mit Bildern zeigen, wer sie sind, was sie ausmacht und wo sie sich gerade aufhalten. Im Buch "Social Network Photography" dokumentieren Laura Piantoni und Sabine Irrgang Selbstporträts aus sozialen Plattformen. Wie unterschiedlich diese sein können und welche Typen welche Art Profilfotos machen, hat Co-Autorin Sabine Irrgang im Interview berichtet:
Frau Irrgang, was war der Auslöser, das Buch zu schreiben?
"Das war so, dass Laura Piantoni, die die Idee zu dem Buch hatte und die ganzen Bilder zusammengestellt hat, relativ früh schon aufgefallen ist, dass durch die Handy-Fotografie eine neue Art von Fotos oder von Selbstporträts entstanden ist. Sie hat angefangen, die zu sammeln. Und weil sie selber Künstlerin und Fotografin ist, hat sie relativ schnell Eigenarten gefunden. Das haben wir gemeinsam weiterentwickelt und überlegt, dass es eigentlich eine ganz interessante Sache wäre, auch als Zeitdokument das Internet wieder in ein Buch zu bringen."
Welche Typen von Fotos haben Sie entdeckt und welche sind die häufigsten?
"Im Buch sind es alles Selbstporträts. Das heißt, jeder hat sich selbst mit dem Handy fotografiert. Da gibt es im Großen und Ganzen zwei Arten: Einmal über die Armlänge oder über den Spiegel. Dann haben wir noch einige Besonderheiten herausgestellt, zum Beispiel wenn jemand sich mit dem Haustier fotografiert oder mit seinem Essen, in seiner Umgebung. Das ist natürlich auch sehr interessant, weil man die gerade im Buch eher sieht als im Internet. Denn da sind die Bilder ja ein ganzes Stück kleiner und es fällt einem oft gar nicht auf, was alles im Hintergrund ist."
Was meinen Sie: Was sagt die Art der Fotos über die Person aus?
"Ich glaube, es ist ganz unterschiedlich. Ich denke, dass einige Leute einfach schnell ein Foto machen, weil sie eins brauchen, und das dann eben mit ihren Freunden teilen. Es gibt aber auch sehr viele, die das schon so als ,Ich stelle mich dar und wie möchte ich gesehen werden' sehen. Die stecken da viele Überlegungen hinein. Sie überlegen sich, wie sie ankommen möchten, und arbeiten so lange an der Gestaltung, bis sie es so haben, wie es nach außen wirken soll."
Am Ende des Buches porträtieren Sie einzelne Nutzer - was sind das für Nutzer, was macht sie besonders?
"Zum einen sind das Leute, die sehr viele Augenblicke und Geschehnisse ihres Lebens dokumentieren. Die also oft täglich Bilder hochladen, um zu zeigen, was sie gerade tun, wo sie gerade sind, wie es ihnen geht, was sie machen. Zum anderen sind das Bilder, die besonders waren. Da ist eine Nutzerin dabei, die immer den gleichen Style bei den Bildern hat. Auch die Farblichkeit ist immer gleich, die Bilder haben so einen Lila-Touch. Da muss man also schon jeden Tag auch mitdenken bei den Bildern, die halten ein bestimmtes Prinzip ein."
In welchen Ländern sind die Nutzer mit ihren Fotos am kreativsten?
"Sehr vielseitige Fotos sind aus den USA. Das liegt auch an der Mentalität, dass Amerikaner sich gerne darstellen. Das Teilen und Veröffentlichen von Bildern ist zum Großteil dort entstanden und verbreitet worden. Man sieht, dass die Amerikaner vielleicht weniger Hemmungen haben, als jemand in Deutschland. Man ist dort eher bereit, die Außenwelt am eigenen Leben teilhaben zu lassen."